Was ist "triebig"? Was ist "führig"?

  • "Triebigkeit" auf`s Spiel zur Nutzung in der Ausbildung.


    Ich behaupte mal beim Großspitz: eher dürftig bis gar nicht ausgeprägt.
    Beim Mittelspitz: normal, also gut nutzbar
    und beim Kleinen Schalg: sehr stark ausgeprägt!


    Zum Wolfsspitz kann ich mir kein Urteil erlauben, aber ich denke mal, da ich ihn etwas "gesitteter" kenne, liegt er so zwischen den Groß- und Mittelspitzen, in der goldenen Mitte.


    Viele Grüße
    Roswitha

  • Hallo Rosiwitha,


    im Gegensatz zu meinen Eurasiern sind meine beiden Wölfe ( 2 Jahre und 4 3/4 Jahre ) sehr verspielt. Emmi ist ein absoluter Kindskopf und wenn sie nicht gerade ihr " Baby " Inka erzieht, gibt sie selbst das Baby. Als Nutzung zur Ausbildung ist ihr Spieltrieb im Gegensatz zu Inka allerdings nicht grossartig nutzbar - sie hat nämlich keinerlei Gefallen an Ausbildung. Die normalen Grundkommandos sind kein Thema, aber darüber hinaus hat sie keinerlei Ambitionen bzw. wenn es nach ihr ginge, würden das Hüten von Haus und Garten auch ohne Gassirunden oder sonstige auswärtige Aktivitäten vollkommen ausreichen. Inka dagegen lässt sich über das Spielen sehr gut motivieren, die besten Ergebnisse erziele ich mit ihr ganz alleine und auch ohne jeglichen Einsatz von Leckerchen.


    Alles in allem sind meine zwei und zwei recht unterschiedlich ( Cara-Mia im Gegensatz zu Wanja z.B. eine begnadete Jägerin, die mich schon so manches graue Haar gekostet hat ... ) - aber das ist bei uns Menschen ja auch nicht anders

    Viele Grüsse von Martina
    24810515nm.gif



    **** Vier leuchtende Sterne auf immer in unseren Herzen ****



    " Wir schenken unseren Hunden ein klein wenig Zeit.
    Dafür schenken sie uns alles, was sie uns zu bieten haben.
    Es ist zweifellos das beste Geschäft, was der Mensch je gemacht hat "


    (Roger Andrew Caras)

  • Nach SV-Manier finde ich die Begriffe "triebig" und "führig" von Leona gut erklärt und verstehe was damit gemeint ist.


    Meine Hunde lassen sich gerne durch Spiel belohnen. Allerdings nur bis zu einem gewissen Grad, im Gegensatz zu den Hunden anderer Rassen, die bisher zu unserer Familie gehörten. Beim Gruppentraining Unterordnung im Hundeverein sind wir immer diejenigen, die durch "Nichtspielen" auffallen. Meine Beiden möchten zur Belohnung Körperkontakt mit mir, d. h. nach beendeter Übung möchten sie auf den Arm und durchgeschmust werden. "Scheiß auf das blöde Spieleteil, ich will Liebe" lol1


    "Balljunkies" werden es nie. Beim Bällchenwerfen wird der Ball zweimal voll Elan gebracht, beim dritten Mal werfen wird er gebracht nach dem Motto "Na gut, wenn du es unbedingt willst, hol ich ihn dir". Beim vierten Mal werfen zeigen sie mir einen Vogel und ignorieren den Ball. Die nächsten zwanzig Mal Ball holen geht dann an Rottweiler Maja :D


    Was ich aber auf keinen Fall durchgehen lasse ist die so oft beschriebene "Spitzgedenkminute". Das ist meiner Meinung nach ein einfaches Ungehorsam. In dieser Hinsicht sind unsere Spitze genauso erziehbar, wie alle anderen Hunderassen die wir besaßen. Hätte ich daran nicht gearbeitet hätten wir Rottweilergedenkminuten, Boxergedenkminuten, Mischlingsgedenkminuten,... 5a3b


    An die ganzen mäusejagenden Spitze...


    Auf dem nächsten Spitztreffen bitte Lilly und Balou einmal erklären, dass die Maus in unserer Garage, die unser fauler Sack von Kater dort laufen ließ, NICHT zur Familie gehört und erlegt werden darf. :rolleyes:


    Danke.

  • "Triebigkeit" auf`s Spiel zur Nutzung in der Ausbildung.
    Ich behaupte mal beim Großspitz: eher dürftig bis gar nicht ausgeprägt.


    Das hast du aber vergessen, Karl mit auf den Weg zu geben :rolleyes:


    Ne, mal im Ernst: Ich denke auch, dass es nur eine Phase ist und auch bei Karl dann wieder in eine Richtung geht, wie du sie beschreibst. Im Welpenkurs hat er alle Übungen, in denen es um Impulskontrolle/Selbstbeherrschung ging, mit Bravour gemeistert, als einziger! (Er war aber auch der einzige anwesende Spitz ;) ).


    ***


    Eine Anmerkung noch: Meine Beschreibung des Beute-machen weiter oben fällt zu martialisch aus! Karl versucht halt festzuhalten, was ihm vor das Maul läuft. Fragile Tierchen überleben das nicht, wie auch die Wellensittiche bei Prinz nicht. Ein ausgewachsenes Kaninchen konnte ich Karl unversehrt wieder abnehmen - das wäre bei vorrangiger Tötungsabsicht nicht möglich gewesen. Doch nur Spieltrieb? (Was die Schadnager betrifft, möchte ich das dann doch gern zum Beutetrieb ausbauen ;) )



    off topic:


    Aha! Das finde ich interessant! Ich wußte nicht, dass Du einen (Leistungs-) Hütehund hältst.


    Ich habe ja einen Hund für die Schafe gebraucht. Und die Arbeitslinien(=Leistungszucht) der Kelpies sind halt die Working Kelpies, die Show-Linien wurden bereits vor 90 Jahren abgetrennt und nennen sich Australien Kelpies. Bei den BCs gibt es das ABCD e.V./ISDS-Zuchtbuch für die Arbeitslinien, bei den Altdeutschen Hütehundschlägen gibt es im Prinzip ausschließlich Arbeitslinien.


    Herzlich,
    Bernd

  • Spielen an sich ist ersteinmal das Einüben von Handlungsweisen in einem nicht ernsthaftem Zusammenhang. Oftmals verstehen die Menschen unter Spiel nur jagdambitionierte Spiele. Im Spiel (unter Hunden) findet man aber auch viele Handlungsweisen aus anderen Funktionskreisen: Sexualverhalten, Komfortverhalten etc...


    Wenn es um Training geht, dann nutzen viele in einem spielerischen Kontext den Jagdinstinkt. Den müsste man aber ersteinmal aufdröseln, wenn man den wissen möchte mit welcher Sequenz man es zu tun hat.


    Es ist übrigens ein sehr übliches Vorgehen, dass Verhaltensweisen zunächst spielerisch "angetestet" werden und dann in einem ernsthaftem Handeln enden. Wer kennt das nicht, dass ein Rüde z.B. zunächst sehr spielerisch testet, ob er seine Freundin mal besteigen darf und dann - je nach Reaktion der Angebeteten - das Ganze dann zunehmend ernsthafter in Angriff nimmt. Beim Deckakt spielen die beiden nicht ohne Grund vorher miteinander - vor allem, wenn man sich noch nicht so gut kennt.


    Genauso verhält es sich mit dem Jagdtrieb. Zunächst wird spielerisch angetestet, was man tun kann. (Was die meisten Besitzer noch nicht mal wahrnehmen.) Den größten Kick bekommen die Hunde bei der Hetzsequenz, daher macht man sich als Mensch dieses gern zunutze. Allerdings gibt es Hunde, die genetisch bedingt hier wesentlich schneller hochfahren (beim Border Collie führt schon der durch die Zucht erhöhte Dopaminwert im Gehirn genau dazu) und bei anderen eben nicht.


    Wenn ein Spitz nicht mehr spielen könnte, fände ich das sehr traurig. Denn das würde heißen, dass er einen Teil seines normalen Verhaltens verloren hätte.


    Achja: Das, was ich bisher bei der Hundeplatztrainiererei als Trieb in den Gesprächen miterlebt habe, war nichts anderes als die Sequenz des Hetzens im Jagdverhalten.


    Viele Grüße
    Corinna, mit den Hunden ohne Farbe und den Hunden die Border Collies heißen, weil sie arbeiten wie Border Collies.

    Du begegnest vielen Geschöpfen in deinem Leben, aber nur wahre Freunde hinterlassen ihre Spuren in deinem Herzen.

  • @kleiner Schatten


    Vor einigen Jahren standen meine Spitze im Schlafzimmer vor dem fast leeren Wächekorb Waschbecken ohne Löcher)und "schauten fern".


    Irgendwann musste ich dann mal nachschau halten, was es denn da zu sehen gibt. Eine Maus! und fünf Spitznasen, die ihr zu schauten!


    Mittlerweilen hat sich das Rudel etwas verändert und die Mäuse müssen vorsichtiger sein.



    Grüessli Suzanne

  • Hallo Suzanne,

    Vor einigen Jahren standen meine Spitze im Schlafzimmer vor dem fast leeren Wächekorb Waschbecken ohne Löcher)und "schauten fern".


    Irgendwann musste ich dann mal nachschau halten, was es denn da zu sehen gibt. Eine Maus! und fünf Spitznasen, die ihr zu schauten!

    Genau das finde ich für Spitze eben sehr typisch!


    @ Corinna


    Natürlich können Spitze spielen. Und zwar exzessiv! :D
    Wenn ich aber Griepto, Anton und Gilla (kein Jagdtrieb) mit Banja (massiver Jagdtrieb) vergleiche, gehen die beispielsweise mit einem Tau völlig unterschiedlich um.


    Wenn Griepto, Anton oder Gilla ein Tau nehmen, nehmen sie es einfach nur in die Schnauze, rennen damit herum, präsentieren es und freuen sich dabei ein Loch in den Bauch. Es kommt auch so gut wie nie vor, dass einer dem anderen das Tau abnimmt. Wenn einer von ihnen herum läuft und sein Tau präsentiert, nimmt ein anderer allenfalls ein zweites Tau oder einen Ball und dann laufen sie präsentierend nebeneinander her. Abgeben ist kein Problem.


    Banja kann ein Tau nicht einfach aufnehmen. Es muss grundsätzlich aufs Heftigste (tot-)geschüttelt werden. Und zwar nicht nur beim Aufnehmen, sondern immer wieder und wieder bis sie es zu zerreißen anfängt. Bei Banja gibt es auch nur zerfledderte Taue. Banja gibt ihr Tau zwar auch ab, aber sehr ungern und hat einen unübersehbaren Besitz-Anspruch darauf.


    Die anderen Drei kommen überhaupt nicht auf die Idee, da auch nur einen Faden herauszurupfen.


    Gilla und Griepto haben ja früher mit Banja zusammengelebt und durchaus gesehen, dass man das auch machen könnte, wenn man wollte. Trotzdem wird es weder geschüttelt, noch zerrissen.


    Ich stimme Dir vollkommen zu, dass Spielen immer als lockere "Trockenübung für den Ernstfall" aufzufassen ist. Aber es ist auffällig, dass sowohl meine früheren Spitze Otto und Susanne, als auch Anton, Gilla und Griepto nicht ein einziges Spiel haben, bei dem sie das Totschütteln einer Beute üben würden!

  • Hallo Forum!



    Die anderen Drei kommen überhaupt nicht auf die Idee, da auch nur einen Faden herauszurupfen.


    Ich habe Mecky mit einem quietschenden Gummihahn als Beigabe bekommen.
    Als ich vor der Entscheidung stand, ob ich Mecky zu mir nehme, da hat er bei seinen vorherigen Haltern gezeigt, wie er mit diesem Hahn umgeht.
    Es war beängstigend! Soetwas hatte ich noch bei keinem der zahlreichen (Tierheim)Hunde erlebt!
    Als ich ihn laut knurrend, sich kaum einkriegend erlebt habe, da kamen mir ernsthafte Zweifel, ob Mecky der richtige Hund für mich wäre.
    Jedoch existiert dieser Hahn noch heute und er ist immer noch in neuwertigem(!) Zustand.
    Mecky schnappt sich ihn im schlimmsten Fall, geschüttelt oder zerlegt wird er keinesfalls!



    Alles Gute!


    Sebastian.

  • Andere bei uns beliebte Spiele und Freizeitbeschäftigungen:


    • Löcher graben,
    • schwarze und schwarz-weiße Vögel (Dohlen, Krähen, Elstern etc.) verjagen,
    • Schubladen, Schränke, Türen aufmachen und gucken, was man da findet,
    • Techniken entwickeln, um Spielsachen unter Schränken hervorzuholen,
    • leckere Sachen aus einem Lochball oder Kong puhlen,
    • Trockenfische im Bällebad suchen,
    • allein oder zu mehreren rennen,
    • Gegenstände in die Luft werfen und wieder auffangen,
    • versteckte Gegenstände suchen und selbst Sachen verstecken,
    • Agility- und Dogdancing-Übungen,
    • Klettern,
    • sich in Bächen herumkugeln,

    u.v.m.


    Draußen werden auch Mäuse und Ratten gefangen.
    Wenn die Katzen allerdings Mäuse mitbringen, finden sie die zum Spielen ganz lustig. Da wird die Pfote draufgelegt (was die Maus nicht immer überlebt) oder sie wird angestupst, damit sie mal ein bisschen herumrennt bis wieder die Pfote draufgepatscht wird.


    Jagdtrieb? Beutetrieb?

  • Hallo Bernd,
    danke für die kurze off-topic-Info zu den Hütehunden! Ohne das jetzt zu vertiefen:
    Ich kenne mich in der "Szene" null aus und dachte immer, dass die meisten Hütehunde heute eher nicht arbeiten dürfen. Das ist natürlich 'ne Erfahrung, die ich z.T. von den Border Collies her habe, da kenne ich viele, die recht und schlecht oder gar nicht ausgelastet sind. Es sei denn, im Agility, da finden sie echt eine Betätigung! Es freut mich, zu hören, dass die altdeutschen Hütehunde und sicherlich auch die Kelpies und die Cattle Dogs (-?-) eine "Szene" haben, wo der gute Hund keine Farbe hat und auch noch seine Tüchtigkeit zeigen darf!


    Hallo Corinna,
    jau, nicht nur Hunde lernen am besten durch das Spielen! Kinder auch! Vokabeln üben ist doof, Vokabeln "spielen" ist klasse! Und selbst alles, was wir (Erwachsene mit Erziehungsverantwortung) weniger gerne sehen, lernen Kinder im Spiel: Aus harmlosen Schulhof-Kloppereien werden recht schnell die miesen Tricks für den "Ernstfall" herausgezogen, (für den Ernstfall) geübt und - angewendet ...
    Naja, das ist ein anderes Thema.


    Achja: Das, was ich bisher bei der Hundeplatztrainiererei als Trieb in den Gesprächen miterlebt habe, war nichts anderes als die Sequenz des Hetzens im Jagdverhalten.


    Das machen die "Doofen", und das wiederum meistens irgendwo in der Flur. Stöckchen werfen, Hund läuft weg, rennt ins Gebüsch. Hase springt - na wunderbar.
    Das Hetzverhalten bringt null und nichts für ein partnerbezogenes Spiel und für die Ausbildung und wird deshalb auch nirgendwo anempfohlen oder praktiziert - es sei denn, es wird das Zurückbringen trainiert. Rückbezug auf den HF kann sehr sehr gut abgetestet werden mit einem Ballwurf! Aber nur, wenn der Hund von Welpe an gelernt hat, seine Beute mit dem RF zu teilen!


    Ansonsten gilt für gutes Spiel: Körpernähe! So dicht am Körper wie's geht und so tief spielen wie möglich! (Muttu bücken ...) Alle Sequenzen, von der Aufmerksamkeit des Augenkontakts (nicht: Beutekontakt!!!) über Schnelligkeit der Auslösung, Erhaschen rund um den Körper (und unter dem Körper durch, also Bedrängnis!) ), Geschicklichkeit im Erhaschen, Beißhemmung, was die Hand betrifft (die allerkürzesten flachen oder die runden/länglichen Spielzeuge sind die Besten, halt unverschluckbar und unkaputtbar!) Zerren, Zergeln, Peitschenschlag, ruhiges Gegenhalten, Standhalten bei Überraschungen, Zulassen von körperlichen Berührungen jeder Art und überall am Körper des Hundes von Fang bis zu den Lenden, und schließlich: "GEWINNEN", Stolz zeigen dürfen - all das gehört zu einem guten Spiel!
    Wenn Schluss ist ist Schluss, dann folgt Abgabe ("AUS") - und weiter geht's! Yippieh!


    Wenn Leute auf dem Hupla Bällchen werfen, üben sie meistens kein Hetzverhalten - sie üben das Zurückbringen! Eine hohe Kunst - wie ich heute mal wieder bei einem neuen DSH bei uns auf dem Hupla erleben durfte: Der kann das nämlich nicht. Wenn er wech ist - isser wech! Also wird der auf absehbare Zeit kein Bällchen geworfen kriegen, statt dessen werden wir mal dran arbeiten, dass er nicht mehr "hetzt" - sondern "bringt". Und noch obendrein freudig bringt!
    Bevor er was bringt, wird er - spielen, spielen und nochmal spielen! Er wird Selbstkontrolle dabei einüben. Und Vertrauen in seinen Hundeführer lernen. Daraus wird ihm seine Führigkeit erwachsen. (Er ist ein wunderbar veranlagter Hund, hat aber bis jetzt nix gelernt und benimmt sich recht schlecht, ungeduldig, orientierungslos).


    Irgendwelche Quietscheteile sind für ein partnerschaftliches Spiel ebenfalls ungeeignet, man nimmt sie eher für Welpen, oder wenn man die Aufmerksamkeit des Hundes anders nicht bekommt.


    Grüße

  • Hihi, "Muttu bücken" sacht die Lehrerin...!
    Ja, spielen heißt fit bleiben! Deine sehr anschaulichen Ausführungen sind echt gut.


    Grüße von Katja
    :D

  • Hallo Leona,

    danke für die kurze off-topic-Info zu den Hütehunden!

    Gern geschehen! Eine kurze Ergänzung: Bei den an Schafen arbeitenden Hütehunden, und das sind ein paar Tausend in Deutschland, stellen die Border Collies (=BCs) und die Altdeutschen den weitaus größten Anteil, weshalb ich die beiden auch erwähnt habe.
    Working Kelpies gibt es (noch) viel weniger, Cattle Dogs sind noch seltener und tatsächlich besser für Rinder (=cattle) geeignet.


    Damit bewege ich mich auch schon in Richtung Thema: Das Spielen, wie du es beschreibst, halte ich für eine sehr gute und wichtige Sache für das Zusammenleben von Mensch und Hund, wie auch andere gemeinsame Unternehmungen. Wenn ich aber meine beiden Hunde ansehe, dann steigt beim Kelpie im Vergleich zu jeder Spielsituation die Motivation um ein Vielfaches an, wenn es zum Hütetraining geht - das ist eine geradezu magische Veränderung beim Hund. Und es gibt nochmal eine Steigerung, wenn es um richtige Hütearbeit geht.


    Und bei Karl, dem Großspitz ist es ebenfalls so, dass das Spielen was Tolles ist, aber er eine deutliche Motivationssteigerung zeigt, und zwar wenn es um Training mit Futterbelohnung geht, mit und ohne Klicker. Es scheint fast so, dass für ihn das eine "eben nur Spiel" ist, das andere aber richtige (wichtige) "Arbeit für den Lebensunterhalt".


    Herzlich,
    Bernd

  • @Katja: Jajaja, mach dich nur lustig über mein Deutsch 5a3b - oder über meinen Beruf - wer weiß ... ;(


    Das mit dem Bücken ist wirklich sehr wichtig! Wer "hoch oben" in der Luft mit dem Ball herum wedelt, erzeugt Verdrehungen der Nackenwirbelsäule, das sind knallharte Belastungen, wie sie in der Natur (beim Hüten und beim Jagen) nicht bzw. selten mal vorkommen, keinesfalls die Regel sind. Und - ganz ehrlich: Als ich seinerzeit lernte, mich auf die Ebene meines Hundes zu begeben - also schön tief - da machte das Spielen erst mal richtig Spaß, und ich verstand meinen Hund besser als vorher ...



    Wenn ich aber meine beiden Hunde ansehe, dann steigt beim Kelpie im Vergleich zu jeder Spielsituation die Motivation um ein Vielfaches an, wenn es zum Hütetraining geht - das ist eine geradezu magische Veränderung beim Hund. Und es gibt nochmal eine Steigerung, wenn es um richtige Hütearbeit geht.

    Jau! Dasselbe läßt sich sagen von Hunden, die im Schutzdienst arbeiten. Hunde wollen eine Aufgabe "meistern" - und sie unterscheiden sehr wohl, ob es dabei um was geht oder ob es sich um reines Geplänkel handelt.
    Die Ernsthaftigkeit, mit der Hunde zu Werke gehen wollen, wird leider oft unterschätzt bzw. mißachtet oder fehlinterpretiert.


    Daher auch diese Dinger mit unüberlegtem Einsatz von "Hetzen" usw.


    Der -zigfache Deutsche Meister des Wetthütens mit dem DSH - ein alter Mann, ich weiß nicht, ob er noch lebt - sagte einmal: "Ich habe noch nie mit einem Hund gearbeitet, der nicht auch gerne mit mir arbeiten wolte!"


    In dieser Aussage stecken gleich 3 wesentliche Erkenntnisse:
    1. Der Hund will arbeiten (jeder Hund, auch so'n kleines Spitzchen)
    2. Der Hund arbeitet mit seinem HF oder seinem Rudel zusammen (wehe wenn nicht - dann "arbeitet" er trotzdem, aber je nach Veranlagung geht er jagen, oder er fetzt Schuhe, Teppiche, knabbert Tischbeine oder seine Pfoten an oder schüttelt Quietschetiere tot oder sowas) und
    3. Der Hund arbeitet gerne und braucht niemals gezwungen werden!


    Alles Andere ist - schlimmer Unsinn ...


    Grüßlis

  • Hallo,


    bei meinen Großspitzen ist es genau so, wie Bernd es auch bei Karl bereits festgestellt hat: Futter motiviert vieel mehr als Spielen!
    Die Motivierung durch Spielen hat bei allen ( 5 in eigenem Besitz und mit eigener Erfahrung) etwa bis zur Pubertät hervorragend geklappt, da haben sie sogar Spaß an Quitschies oder auch an Bällen gehabt, aber das hörte irgendwann einfach auf.


    Ich war mal auf einem Lind Seminar "richtig spielen" mit der Bille, da war sie so 3 Jahre alt, ich bin dahingegangen, weil ich auch schon an ihrer Mutter mit dem "Spielen" irgendwann gescheitert bin und dachte halt es läge irgendwie an mir, weil eben Motivieren ( auf dem Hundeplatz) mit irgendwelchen Spielchen einfach nicht möglich war.
    Es war irgendwie nur peinlich, da ich einen Hund hatte, der sich einfach nicht mit Spielen motivieren ließ!
    Komischerweise war sie für ein Leckerchen oder nett geflötete Worte voll bei der Sache!


    Ich weiß auch von nahezu 90% meiner Welpenkäufer, das es sich genauso verhält, klar es gibt immer Ausnahmen.


    Sagt man nicht, daß dominante Hunde wenig spielen? .. und dominant sind fast alle (schwarzen) Großspitze.


    Ich kann trotzdem nicht behaupten, daß meine Hunde nicht spielen, sie spielem alle, jeder auf seine Weise und jeder hat irgendein Lieblingsspiel.
    Nun kommt leider hinzu ( zumindest bei meinen), daß sie zuhause sehr gerne und auch ausgiebig mit mir oder meinen Kindern spielen, aber KEINER von meinen Großspitzen würde jemals in einer fremden Umgebung ( dazu gehört auch ein bekannter Hundeplatz) ausgelassen spielen.
    Ich meine jetzt das Spiel mit dem Menschen, nicht das Toben und Spielen mit Hunden.


    Unser Kleinspitz ist eigentlich eine Miniaturausgabe von den Großen, aber in Einem unterscheidet sie sich total: sie spielt und ist immer und auch überall über Spiel motivierbar... ein Ball oder irgendetwas anderes würde sie jederzeit einem Leckerchen vorziehen und dafür würde sie fast alles tun.


    Hundeausbildung mit einem Hund, der mit Spiel motivierbar ist, ist viel, viel leichter, als mit so einem Muffel :D , wo es noch passieren kann, daß das Leckerchen nicht gut genug ist :D und direkt wieder ausgespukt wird.


    Trotzdem hören meine Hunde gut bis sehr gut, aber das Spielzeug kann ich getrost zuhause lassen.


    Viele Grüße
    Roswitha

  • Hallo0 Roswitha,
    ja, das höre/lese ich oft vom Großspitz: Leckerles zählen einfach mehr als Spielzeug (bzw. triebiges Spiel mit dem Herrchen oder Frauchen).


    Was bedingtermaßen ein Nachteil für die Führigkeit ist, aber: dann wird eben mit Leckerles gespielt (ebenfalls schön tief, und geschickt eingesetzt, als "Triebziel"). Lind kenne ich recht gut, habe Seminare selbst organisiert. Lind setzt Futterspiele genial ein! (Man muss nicht alles 1 zu 1 übernehmen und kann dennoch viel übernehmen, viel lernen!)


    Hundeverhalten ist rassebedingt eben unterschiedlich, und es ist auch führungsbedingt unterschiedlich.


    Spielen ist und bleibt A und O für optimale Führigkeit des Hundes, Futter - als nächst-tiefere Triebebene - ist ebenfall genial einzusetzen. Die unterste Triebebene ist "Streicheln", Liebkosen - und für manche Hunde ist das sehr stabilisierend, was ihre Selbstsicherheit betrifft, mit der sie ein Kommando ausführen.


    Heute hatte ich den Chillywicht mal wieder in der Schule. Thema: Biologie, Der Hund. Gebiss war schon vorher gebastelt und verschiedenfarbig angemalt worden, jetzt konnten die (28) Schüler mal "life" Zähnchen zählen, Rutenwirbel fühlen, mit geschlossenen Augen per Hand fühlen, ob es sich beim Chillywicht um ein "Männchen" oder ein "Weibchen" handelt und zum Schluß: Wettrennen gegen den Chillywicht: Wer ist schneller, Mensch oder Hund? Und- WARUM?


    Also jede Menge Stoff, 90 Minuten lang! Nicht jeder Hund hätte dem ganzen Gedöns standhalten können! Nicht leicht für so'ne Hundeseele!


    Sowas läuft nicht mit einem Hund, der sich leicht beeindrucken läßt! Mit dem Bällchen kam der Chillywicht immer wieder auf seine Kosten, wenn's beim vielen Anfassen und ins Maul gucken anstrengend wurde - wupp - war er voll da! Und während 10 Schüler mal "hinten" tasten durften, ob er nun "Männchen" oder "Weibchen" ist (und ganz unterschiedliche Ergebnisse ablieferten :rolleyes: ) - wurde er "vorne" mal gefüttert.


    "Führig" bedeutet: Der schafft das! Er vertraut - seinem Herrn! Und macht einfach alles mit!


    Bei meinem jungen Hovawart wäre das schwieriger gewesen! Zähnchen gucken, Rute fühlen, Gelenkapparat tasten, Zehengang, Fersenlage, Knie kontrollieren, Hoden kontrollieren - das wäre noch gegangen. Ein Wettrennen hätte ich mit dem jungen Mojo nicht veranstalten können - nein, niemals! Dem hätte es hier an "Führigkeit" gefehlt, ja! Er wäre den rund um ihn her flitzenden Jungs an den Kragen gegangen! Triebigkeit - die erst noch gezähmt werden will.


    Dieses Problem habe ich mit meinem wunderbaren triebigen und führigen Spitzchen nicht.


    Das Problem bestünde mit Sicherheit auch nicht mit einem Großspitz!


    Es ist einfach toll, wie und wozu unsere Hunde - rassespezifisch - ausgerüstet sind, und wir sollten uns ihrer "Ausrüstung" - sprich: ihrer Quaitäten! - immer bedienen, sie nicht brach liegen lassen!


    Grüßlis

  • Hallo Forum!



    Ich war mal auf einem Lind Seminar "richtig spielen" mit der Bille, da war sie so 3 Jahre alt, ich bin dahingegangen, weil ich auch schon an ihrer Mutter mit dem "Spielen" irgendwann gescheitert bin und dachte halt es läge irgendwie an mir, weil eben Motivieren ( auf dem Hundeplatz) mit irgendwelchen Spielchen einfach nicht möglich war.
    Es war irgendwie nur peinlich, da ich einen Hund hatte, der sich einfach nicht mit Spielen motivieren ließ!
    Komischerweise war sie für ein Leckerchen oder nett geflötete Worte voll bei der Sache!


    Das kommt mir auch sehr bekannt vor!
    Desy und Cesar waren ja bekanntermaßen Spitzmischlinge. Sie hatten aber, wie ich meine, sehr die Eigenschaften, die man Spitzen zuschreibt.
    Sowohl Desy und Cesar, als auch bei Mecky sehe ich die Sache mit dem Spielen genauso!
    Das klassische Bällchenspiel findet bei ihnen keine oder kaum Resonanz.
    Das bedeutet aber überhaupt nicht, daß Spitze sich nicht beschäftigen könnten oder keinen Wert auf das Miteinander mit ihrem Menschen legen würden!


    Ich glaube, daß das eine Sache ist, die für viele ein Problem darstellt.
    Viele kommen nur über das Spiel an einen Hund heran. Und da zeigt ein Spitz oft nur die "kalte Schulter" oder täuscht Verständnislosigkeit vor. :)
    Über Futter lassen sich Spitze, so auch meine Erfahrung, sehr gut motivieren.
    Was ich aber zumindest bei Mecky etwas sonderbar finde. Denn verfressen im klassischen Sinne ist er gar nicht!
    Allerdings bleibt die Bindung, wenn nur das Futter als "Lockmittel" dient, eher flach.


    Für mich persönlich sind diese Eigenschaften des Spitzes eher noch ein zusätzlicher Grund, wieso ich den Spitz so schätze.



    Alles Gute!


    Sebastian.


  • 1. Der Hund will arbeiten (jeder Hund, auch so'n kleines Spitzchen)


    Hallo Leona,
    das habe ich bei Chilly bemerkt!
    Für Chilly waren Leckerchen nie wirklich wichtig - spielen und kaspern ja, aber fressen... und schon gar nicht "geschenkt": das gab bei Kindern, die den Hunden nun mal gerne Leckerchen geben, enttäuschte Gesichter, wenn Chilly nichts mochte. Ich hielt die Kinder an, sie sollen Chilly "Sitz" oder "Pfote geben" machen lassen - und siehe da, wenn sie was tun durfte, mochte sie auch die Belohnung nehmen!


    Das "Restrudel" ist aber immer für "kostenlose" Leckerchen zu haben ;)
    liebe Grüße
    Beate


    Spitzengrüße,
    Beate mit Mittelspitzrudel

    Warte nicht auf ein großes Wunder, sonst verpasst du viele kleine

  • Hallo,


    nach meiner Erfahrung kommt es dem Spitz beim "Leckerli" oder Futter mehr darauf an, dass er die Anerkennung bekommt, nach der er süchtig ist. Auch Roswitha schreibt ja schon, dass nicht selten das Leckerli ausgespuckt wird, weil es gerade nicht den momentanen Geschmack der Herrschaften trifft.


    Ich setze in der Erziehung so gut wie gar keine Futteranreize mehr und es geht auch wunderbar ohne. Bei uns gibt es "nur" ausgiebiges Lob. Das wird nicht ausgespuckt und wirkt immer. Ich brauche auch nicht erst das verbale Lob durch Leckerli zu ersetzen und anschließend das Leckerli durch einen Klicker, denn das "Fein!" und "Toll!" wirkt auf Distanz genauso. Außerdem sind meine Hunde ja selten mal hungrig weil sie jederzeit so viel fressen können und dürfen, wie sie möchten.


    Verbales Lob und, wenn der Hund direkt bei mir ist, auch Knuddeln erzeugt bei meinen Hunden die höchste Motivation.


    Anton geht übrigens auch mit in den Unterricht und weiß bestens, wie er sich da zu verhalten hat.
    Ich würde ihn als sehr führig bezeichnen. Auch ohne Bällchen und ohne Futter in der Erziehung - besser könnte seine Bindung nicht sein!
    Es gibt nicht nur einen Weg nach Rom.


  • Ich glaube, daß das eine Sache ist, die für viele ein Problem darstellt.


    Ja, das habe ich auch erlebt: Für viele stellt artgerechte Beschäftigung ihres Hundes ein Problem dar.

    Zitat

    Viele kommen nur über das Spiel an einen Hund heran.


    Die Meisten kommen nicht über das Spiel an ihren Hund heran .. ggf über Fressen läuft das vielleicht.

    Zitat

    Und da zeigt ein Spitz oft nur die "kalte Schulter" oder täuscht Verständnislosigkeit vor. :)


    Ach so - "bewußte" Entscheidung incl. durchdachter Täuschung! Ich muss zugeben, dass ich eigentlich noch nie einem Hund die Vortäuschu8ng falscher Tatsachen zu seinem eigenen Nachteil unterstellt habe.

    Zitat

    Über Futter lassen sich Spitze, so auch meine Erfahrung, sehr gut motivieren.


    Ja - klar! :)

    Zitat

    Was ich aber zumindest bei Mecky etwas sonderbar finde. Denn verfressen im klassischen Sinne ist er gar nicht!


    Du hattest mal mitgeteilt, dass Mecky rund um die Uhr einen gefüllten Napf vorfindet. Er kennt also keine sicheren Zeiten des Fressens, und er kennt auch keine besondere Freude an Extra-Rationen. Wie soll er also verfressen sein?
    Geht nicht!

    Zitat

    Allerdings bleibt die Bindung, wenn nur das Futter als "Lockmittel" dient, eher flach.


    Absolut! Ist halt die "niedrigere" Teamstufe, und Futter als Lockmittel einzusetzen widerspricht eh jeder artgerechten Auslastung und/oder Förderung.
    Futter wird sicher allzuoft als "Lockmittel" eingesetzt, leider, was zu Verlusten an Intelligenz und innerer Motivationskraft des Hundes führt. Das liegt meistens daran, dass die Hundehalter nicht zwischen "locken" und "belohnen" differenzieren können und daher auch mit bestem Wissen und Gewissen das Futter von Anfang an falsch einsetzen. Aber die meisten Hundehalter haben auch kein großes Interesse daran, die Fähigkeiten ihres Hundes zu fördern, von daher ist antriebsloses "braves" Verhalten keinesfalls unrwünscht, ganz im Gegenteil.


    Das ist jedoch ein anderes Kapitel; hier sollte ja nur kurz dargestellt werden, was "triebig" und was "führig" bedeutet.


    Grüßlis

  • :D Dass die Lind-Methode beim Spitz nicht funktioniert, wundert mich wenig. Dort basiert alles darauf, den Hund süchtig auf das MO (für Normalos: Spielzeug) zu machen. Und ein Spitz wird eben kein Junkie. Was ich sehr an ihm schätze. :)


    Ich habe übrigens meinem Bobby das Spielen mit acht Jahren noch beigebracht und Lisko spielt auch gern. Allerdings ist es ein deutlich anderes Spiel als beim BC. Ganz ehrlich: Ich mag es lieber, denn es ist ein Spiel, dass weniger schnell hochfährt und nur stattfinden kann, wenn die Situation entspannt genug ist.


    Wegschmeißaktionen zählen bei mir übrigens nicht zum Spiel.


    Viele Grüße
    Corinna

    Du begegnest vielen Geschöpfen in deinem Leben, aber nur wahre Freunde hinterlassen ihre Spuren in deinem Herzen.