"Leica" oder "Jutta ist an allem schuld"

  • Zitat

    Original von Bernd W. ....


    Auf dem Rückweg trödelt sie dann etwas rum, aber sobald sie ihren Zwinger sieht, will sie unbedingt da rein. Drinnen führt sie sich dann wie ein kleiner Berserker auf, gerichtet gegen alle außerhalb. (Was das bedeuten soll, ist mir nicht vollständig klar.)
    ....



    my home is my castle .... sicherheit in allen lebenslagen.
    daher präsentieren sich spitze immer schlecht in tierheimen ...


    wünsche euch weiterhin viele schöne stunden und hoffe auf ein happy end :)


    grüße silvia

    Viele Grüße
    von Silvia und der Friesenbande


    ****************************


    „Der Spitz bedeutet für Haus und Hof dasselbe, wie der Schäferhund für die Herden.“
    Alfred Brehm (1829-1884)

  • Zitat

    Original von dieFriesen
    my home is my castle


    Hmm, exakt das habe ich spontan auch gedacht. Aber wenn es wirklich so einfach ist, und Leica den Spaziergang am Ende selbst(!) abbricht, dem Zwinger zustrebt und den dann so vehement gegen alle verteidigt, dann gefällt mir das natürlich sehr gut.
    Schließlich ist das Teil ihres zukünfigen Jobs, Haus und Hof zu bewachen. Damit hat sie sich bis jetzt in allen Lagen als unverdorbene Spitzin gezeigt, und gestern ein prima Bewerbungsgespräch geliefert (über das wir eigentlich schon hinaus waren, was sie aber ja wohl nicht ahnen kann ;)


    Ich weiß auch nicht mehr, was ich gestern noch alles dazu gedacht habe, nach einer Nacht mit ausreichend Schlaf erscheint mir alles ganz einleuchtend. Schön! :]


    Herzlich,
    Bernd

  • guten morgen bernd,


    dazu ich will mal ein beispiel nennen: meine treue ximi ...


    jeden morgen, wenn ich mit allen in den wald will, zögert sie vorm haus und wartet einen moment. jedes mal muß ich den bann brechen, weil sie nicht sicher ist, ob sie wirklich vom haus weggehen soll. sie liebt spazieren gehen, aber ihre verbundenheit zu haus und hof ist einmalig. fahre ich mit dem auto, ist es keine frage, da wäre sie die erste die im auto sitzt, ist auch ein "haus" ;)


    grüße silvia

    Viele Grüße
    von Silvia und der Friesenbande


    ****************************


    „Der Spitz bedeutet für Haus und Hof dasselbe, wie der Schäferhund für die Herden.“
    Alfred Brehm (1829-1884)

  • Dienstag, 09.11.2005


    Heute ist was anderes geplant. Aber meine Frau hat ausnahmsweise nachmittags Zeit, und die Sonne scheint so schön ... also auf zu einem Spazierang mit Leica.


    Leica ist nur leicht verwirrt, dass wir zu zweit sind, sie scheint sich zu freuen, zeigt das aber wieder nur ganz kurz. Meine Frau wird etwa drei Minuten lang misstrauisch beäugt, dann wird ihr das Anfassen gestattet. Hmmm. Gut, das ich nicht zur Eifersucht neige, denn ich habe für diese Entwicklung mehrere Stunden gebraucht.


    Meine Anwesenheit mag aber auch einen positiven Einfluss ausgeübt haben, denn schon am Montag hat sie zwei Zeichen wachsenden Vertrauens gezeigt. Einmal am Fluss, sie hielt sich zwar stets an meiner flussabgewandten Seite, ließ sich aber trotz ihrer Unsicherheit ohne Zug bis ans Ufer führen. Zum zweiten bei der Begegnung mit einem ausrastenden Schäferhund, da durfte ich die Größe des Bogens vorgeben, den wir um den Kläffer machten.


    Zurück zum Dienstag. Heute erlaubt Leica mir sogar richtiges Streicheln und sie scheint das auch zu geniessen!
    Nachdem meine Frau Leica ein Leckerchen gegeben hat, sind die beiden dann sofort beste Kumpel und Leica lässt sich auch von Monika führen und streicheln. Das ist natürlich ein cleverer Schachzug von Leica. ;)
    Und sie geniesst es sichtlich (s. Foto).


    Der ganze Spaziergang verläuft entspannt, Leica weiß zwar manchmal nicht genau, wo sie laufen soll, bei den vier Beinen um sie herum, das löst sich aber immer problemlos. Als sie sich in die Leine verwickelt, zeigt sich der noch in ihr steckenden Rest Misstrauen. Nur mit viel Ruhe, gutem Zureden und Leckerchen als Ablenkung lässt sie sich befreien.
    Leica findet wie am Vortag Raubvogelkot, den sie sich fix ans Fell schmieren kann. Einmal, mitten auf er Wiese, rennt sie sogar ein Stück, statt nur zu traben. Da deutet sich an, was noch verborgen in ihr steckt - es wird dabei aber auch sichtbar, was ihr fehlt, bei ihrem jetzigen Leben.


    ***


    Leicas Leben soll sich ändern. Heute will ich mit der verantwortlichen Frau im Tierheim sprechen. Etwas irritiert hatte mich nur noch Leicas angebliche Unverträglichkeit mit anderen Hündinnen, aber sie scheint lediglich etwas selektiv zu sein - was verständlich ist, angesichts der bunt gemischten Truppe im Tierheim.
    Auch wenn sich (vor allem aus arbeitszeitlichen Gründen) Leicas Umzug noch etwas hinziehen mag, freue ich mich jetzt schon auf ihren Einzug. :]


    So scheint der spezielle Charme einer Spitzin sehr schnell aus einem Spaziergänger deutlich mehr gemacht zu haben, und der fürs nächste Jahr erhoffte Welpe wird wohl schon auf Spitz-Gesellschaft treffen. :)


    In froher Hoffnung, herzliche Grüße,
    Bernd

  • Zitat

    Original von Adriano
    Bei dir ist es schlecht,dass die Kleine immer wieder ins TH muss,
    dadurch wächst das Vertrauen langsam,also nimm dir Zeit.


    Ja, das ist deutlich zu merken, dass sie zwei Leben lebt, eigentlich drei. Eins (allein) im Zwinger, eins gemeinsam mit Menschen und Hunden auf dem Gelände und ein drittes beim Spazierengehen.
    Ich bemühe mich jetzt, dass sie möglichst bald zu uns kommen kann. Über den Zeitpunkt habe ich arbeitsbedingt nicht das letzte Wort, mit Pech wird es erst der 9. Dezember sein. :(


    ***


    Juttas Tipps habe ich gut brauchen können, ich habe zum Beispiel noch mehr, mit freundlichster Stimme mit Leica gesprochen. Obwohl sie das gar nicht zu interessieren schien, hat es doch einen positiven Einfluss gehabt. In stressigen Situationen z. B. lässt sie sich jetzt schon allein durch Zureden etwas entspannen.
    Auch ihre Neugier habe ich ausnutzen können; sie wird munterer und gelöster dabei. :)
    Im Zwinger oder im Trubel im Tierheim ist Leica zu nervös, daher habe ich erstmal alles auf der Wiese stattfinden lassen.


    ***


    Euer Daumendrücken und eure Vorahnungen haben sich bewährt - Silkes Wahrsagerkugel lag mit den anfänglichen 90% ziemlich gut, mittlerweile sind es über 99% und ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass es nicht klappen sollte. :)


    Wie gesagt, in froher Hoffnung :)
    Bernd

  • Liebe Spitzfreundinnen und -freunde,


    seit heute nachmittag gilt Leica als vermittelt! Es wird noch etwas dauern, bis sie zu uns kommen kann, solange gibt es eben weiterhin regelmäßige Besuche. Ich berichte weiter, morgen folgt der Bericht von heute (sie war toll heute, es wird immer noch besser :) ).
    Jedenfalls haben wir eben ein Fläschen geöffnet um das freudige Ereignis zu feiern. :]


    Frohe Grüße!
    Bernd

  • Zitat

    Original von Bernd W.


    seit heute nachmittag gilt Leica als vermittelt! ...




    oooooh das freut mich für euch alle 5)


    lieber bernd, du wirst es nicht bereuen ... das weiß ich :)


    erfreute grüße silvia

    Viele Grüße
    von Silvia und der Friesenbande


    ****************************


    „Der Spitz bedeutet für Haus und Hof dasselbe, wie der Schäferhund für die Herden.“
    Alfred Brehm (1829-1884)

  • Hallo Bernd!


    Tja, habe gerade meine Kugel abgestaubt und siehe da, ich kann noch etwas sehen:


    Demnächst gibt es in Deinem Haus ganz viel Leben und Du kannst Dich nie mehr über Langeweile beklagen! :)


    Es wird eine spannende Herausforderung sein und ich wünsche Dir gaaanz viel Glück und Spaß dabei


    Viele Grüße
    Silke

    Viele Grüße


    Silke


    Hindernisse sind die schrecklichen Dinge, die Du siehst, wenn Du das Ziel vor Augen verloren hast


    Dino, der schöööönste Forumsspitz !

  • Gestern ein Arbeitstag unerwarteter Länge, von 6.40 bis 23.15 Uhr - nur unterbrochen durch eine Dusche und ein paar hastige Mahlzeiten. Das macht mir zu klar, dass es tatsächlich unverantwortlich wäre, Leica jetzt schon zu uns zu nehmen. :(
    Das ist auch deshalb besonders schade, weil ich mich gerade klaren Kopfes in einem echten Spitz-Rausch befinde und Leica mir schon eine halbe Stunde später fehlt, nachdem ich sie im Tierheim abgegeben habe. Zumindest bis jetzt geht es ihr aber überraschend gut damit - viel besser als anderen Hunden dort (siehe auch Bericht vom 09.11.)


    Nebenbei, wenn ich in den Berichten bestimmte Verhaltens-/Erziehungs-/Ausbildungssituationen schildere, geht es mir nicht darum zu zeigen, dass auch ich jetzt mal ein Hundebuch gelesen habe, sondern darum, Leicas Reaktionen zu schildern. Ich schreibe das alles ja auch deshalb auf, um es in vielen Jahren der altersweisen Leica vor dem Kaminfeuer sitzend vorzulesen: "So hat es damals angefangen mit uns."


    Vielen Dank nochmal für eure rege Anteilnahme, die mich darin unterstützt hat, diese glückliche Entscheidung zu treffen. Und, Silke, deine Kugel funktioniert wirklich sehr gut ("Demnächst gibt es in Deinem Haus ganz viel Leben"): Etwa zehn Minuten nach ihrer "Vermittlung" erlaubte sie sich die ersten frechen Temperamentsausbrüche!


    Herzliche Grüße
    Bernd

  • Mittwoch, 09.11.2005


    Der erste Weg führt ins Büro, noch ein Gespräch mit der Leiterin des Tierheims, dann gilt Leica als vermittelt. Ganz sicher ist das zwar erst, wenn bei ihrem Umzug zu uns die Örtlichkeiten bei uns besichtigt wurden, aber da sehe ich keine großen Probleme.


    Leichten Schrittes und mit dem Gefühl, das genau Richtige getan zu haben, gehe ich dann mit Leica den üblichen Feldweg entlang. Wir sind kaum 500 Meter weit gekommen, als zwei Radfahrer neben uns anhalten und mich ansprechen.


    "Ein wirklich schöner Spitz! Läuft auch sehr gut!", sagt der eine. "Das könn'se mir glauben, ich kenn da was von. Ist das die Hündin aus dem Tierheim?" Ich sage "Ja" und schildere kurz den Stand der Dinge. Der Mann erzählt, dass seine Familie 30 Jahre lang Spitze gezüchtet hat. Er beklagt sich über das Tierheim, Leica hätte längst bei einer Spitz-Expertin im Sauerland leben können, aber die (alte) Frau habe persönlich erscheinen sollen und nicht er den Hund dahin bringen, etc.
    Ihnen selber sei ja der letzte Spitz überraschend jung verstorben, und seine Frau habe schon einen neuen Hund. (Natürlich einen Spitz.)


    Während wir auf dem Weg stehen und reden, versucht der Begleiter des Spitzfreundes Leica zu streicheln. Sie zuckt erschrocken zurück, aber statt dass sie, wie vorher stets, einen möglichst großen Abstand zwischen sich und die ungebetene Hand bringt, kommt sie zu mir und stellt sich direkt neben mich. Ich bin wirklich gerührt über ihr Verhalten, schaffe es trotzdem, mich einfach weiter mit den Männern zu unterhalten. Und ziemlich schnell kommen Leicas Ohren wieder nach oben, sie tritt sogar vor, um an der Hose des Mannes zu schnüffeln. Als er sie zu streicheln versucht, weicht sie wieder sofort aus, diesmal aber ohne zu zucken. So ein guter Spitz!


    Wir reden noch ein bisschen, über Leicas Geschichte, über die Spitze im allgemeinen. Leica wird das wohl zu langweilig. Sie springt mich an! Ihr erstes aktives Verhalten überhaupt. Ich reagiere nicht, sie springt mich erneut an, deutlich heftiger. Ich reagiere wieder nicht, weil ich das nicht bestärken möchte. Sie fängt an zu bellen. Wir reden weiter, achten nicht auf sie. Sie schweigt, setzt sich hin und rutscht noch ein Weilchen unruhig auf ihrem Hinterteil herum. Schließlich sitzt sie still. Ich gebe ihr ein Leckerchen. Sie bleibt ruhig. Wir reden, ich streichele sie zwischendurch, dann schnüffelt sie an den Fahrrädern, auf der Strasse, bekommt noch ein Leckerchen, schließlich wünschen die beiden Männer mir noch viel Spaß mit dem Hund und setzen ihren Weg fort.


    Leica und ich kommen endlich zu den Wiesen, wo wir wie immer den Weg verlassen. Ich wechsele die Schuhe, will dann der wieder geduldig wartenden Leica eine Belohnung geben und fingere deshalb in der Tasche herum. Da bellt sich mich frech und ungeduldig an. Hm, also nix mit dem Leckerli, sondern demonstrativ die leere Hand aus der Tasche ziehen und weitergehen. Wieder anhalten, wieder bellen, das gleiche Spiel. Beim dritten Mal ist sie wieder genauso ungeduldig, bellt aber nicht, sondern grummelt nur eine Weile vor sich hin. Als sie ganz ruhig ist, bekommt sie ihre Belohnung. Einmal noch danach grummelt sie, dann nicht mehr. So ein kluger guter Spitz!


    Der Gang über die Wiesen macht uns beiden Spass, wir sind beide lockerer geworden und es ist ein tolles Gefühl, einen solchen Glücksfall von gutem Hund gefunden zu haben, der mich offensichtlich auch für einen ganz guten Menschen hält.


    Da Leica das gestreichelt werden mehr und mehr gefällt, bekommt sie nur noch bei jeder zweiten Pause etwas Leckeres und dazwischen dann Streicheleinheiten.


    Zurück beim Tierheim strebt sie sofort wieder mit Macht auf ihren Zwinger zu. Während eine Frau vom Tierheim den Zwinger öffnet, leine ich Leica ab, das ist ein wesentlich flüssigerer Vorgang als der vom Vortag, wo das ein Mann allein machte und Leica richtig hysterisch wurde. Leica schießt in den Zwinger, wo sie dann (gleichzeitig!) heftig herumwuselt, wedelt, knurrt und kläfft. Sie durchwuselt so die ganze Zwingerfläche, findet alles in Ordnung und kann sich damit uns beiden Menschen zuwenden und uns, immer noch wedelnd, kräftig verbellen. So ein kluger guter pflichtbewusster Spitz!


    Offensichtlich ist der Zwinger tatsächlich ihr "home" und ihr "castle". Das macht es mir doch etwas leichter, sie da zurück zu lassen.
    (Das weiter oben geschilderte Verhalten von Ximi finde ich übrigens sehr eindrucksvoll!)

  • Hallo Bernd!
    Vielen Dank für diesen netten Bericht, fühl mich beinahe, als wenn ich live dabeigewesen wäre 5)!
    Toll, wie konsequent Du mit ihr umgehst, wart´s nur ab, wenn sie bei Euch eingezogen ist und sie Euch ganz um ihre Spitzpfötchen gewickelt hat... :D =).
    Schade, das das TH noch nicht einmal für die Gassigeher öffnet ?(, in Wipperfürth hatten die zwar offiziell auch einen Tag zu, aber zum Gassigehen nicht, da war man dort herzlich willkommen.


    Viele Grüße
    Silke

    Viele Grüße


    Silke


    Hindernisse sind die schrecklichen Dinge, die Du siehst, wenn Du das Ziel vor Augen verloren hast


    Dino, der schöööönste Forumsspitz !

  • Zitat

    Original von WaukiDino
    Toll, wie konsequent Du mit ihr umgehst, wart´s nur ab, wenn sie bei Euch eingezogen ist und sie Euch ganz um ihre Spitzpfötchen gewickelt hat... :D =).


    Oh, Silke, sag doch sowas nicht. 8o
    Sie scheint jetzt schon allmählich meine Schwächen zu finden. Zum Beispiel ganz doll lieb gucken statt bellen, um etwas zu erreichen. :)


    Zitat

    Original von WaukiDino
    Schade, das das TH noch nicht einmal für die Gassigeher öffnet ?(, in Wipperfürth hatten die zwar offiziell auch einen Tag zu, aber zum Gassigehen nicht, da war man dort herzlich willkommen.


    Hmm, da bin ich noch gar nicht drauf gekommen. Diesen Donnerstag wäre es eh schief gegangen, aber ich frage mal wegen kommenden Sonntag nach (= nächster Ruhetag).


    Herzlich,
    Bernd

  • Freitag, 11.11.2005


    Ich bin so doof!
    Aus dem Tierheim kommend geht es immer nach rechts, einen (asphaltierten) Feldweg entlang. Autoverkehr gibt es keinen. Von früher kenne ich das ähnlich, rechts ab ging es in Richtung Wesermarsch. Auf welcher Seite der Hund ging und geht, ist deshalb nicht so wichtig.
    Leica wählt automatisch immer die rechte Seite, ich bemerke das aber erst heute. :rolleyes:
    Wir haben das spiegelverkehrte Gehen derart etabliert, dass es mir unmöglich ist, Leica auf die linke Seite zu bewegen. Es verunsichert sie, sie weigert sich.


    Da hier keine Autos fahren, gehen wir also den Weg zu den Wiesen mit mir am linken Wegesrand und ihr mitten auf dem Weg, denn sie möchte ja auch an einen Rand, den rechten nämlich. Ab und zu locke ich sie an meine linke Seite, belohne sie, lobe sie, streichele sie. Danach geht sie aber sofort wieder rechts. Ich nehme mir vor, sie ab jetzt immer links von mir zu belohnen.


    Auf der hinteren Wiese leine ich Leica um, sie kommt an eine 20 Meter lange Schleppleine. Das irritiert sie etwas, es wird aber schnell deutlich, ähnlich wie Jutta es ja auch schon empfohlen hat, dass durch unser beider Bewegungsfreiheit der Umgang miteinander ungezwungener und leichter wird. Wir bewegen uns über die große Wiese, gucken hier, schnüffeln dort, Leica bleibt immer in einem Radius von etwa sechs Metern um mich, meistens ist sie mir näher. Ein einziges Mal verpasst sie einen Richtungswechsel und geht weiter weg. Als sie mehr als zehn 10 Meter entfernt ist, rufe ich sie. Sie kommt, und holt sich eine Belohnung dafür ab.
    Während des Herumspazierens spreche ich freundlichst mit ihr, streichele sie, belohne sie, damit das Ganze ein möglichst angenehmes Erlebnis für Leica wird.


    Doch jetzt wird es ernst. ;)
    Wir machen das erste "richtige" Training. Etablieren des Clickers und dann das Sichtzeichen für "Sitz" stehen auf dem Programm. Sie scheint den Clicker nicht zu kennen, begreift aber schnell. Also zum "Sitz". Das klappt unterschiedlich gut, manchmal ist sie etwas langsam oder versucht zu springen. Sie wird aber nicht ungeduldig und bellt nicht.
    Wir gehen ein paar Minuten, streuen dann wieder eine "Sitz"-Übung ein. Schon besser. Korrigieren muss ich mich, nicht sie. Denn sobald ich den Clicker aus der Jackentasche ziehe, bereitet sich Leica schon auf das "Sitz" vor. :rolleyes: Also clickere ich jetzt in der Jackentasche, und beende die Übung wie empfohlen mit einer besonders gelungenen Ausführung und einer besonders dicken Belohnung.


    Morgen setzen wir das fort, und ich bringe auch etwas zum Spielen mit. Nach wie vor bin ich erstaunt über die Geschwindigkeit und die Konstanz der positiven Entwicklung.


    Dann passiert ein Unfall. Mir sitzt der Schreck jetzt noch in den Gliedern. 8o
    Leica fordert mich, zum ersten Mal überhaupt, zum Spielen auf. Ich reagiere so gut ich kann. Sie springt aufgeregt vor mir hin und her, dann startet sie durch und rennt mit Höchstgeschwindigkeit am Rand der Wiese lang! Ich merke nicht, dass sich dabei die Schleppleine im enger werdenden Bogen um mich herum zieht - weil ich nur Augen für ihre Ausgelassenheit habe. Mein erster Schritt in ihre Richtung ist ein Schritt auf die Leine. Es wird fast ein Fullstop für Leica, jedenfalls heftig genug, dass sie sich überschlägt. Ich bekomme einen enormen Schrecken und rufe spontan, fast im gleichen Moment, besorgt ihren Namen. Leica rappelt sich in einer einzigen flüssigen Bewegung auf und stürmt auf mich zu. Sehr erleichtert endet das Ganze dann in einer frohen Begrüßungsszene.


    Meine Frau, die zur gleichen Zeit gerade über die Nachbarwiese zu uns kommt, sagt, dass es das Bild des Tages sei, wie Leica ausgelassen auf mich zugestürmt ist. Mein Bild des Tages ist leider ihr purzelnder Überschlag; die Szene danach habe ich nur noch halbbewusst erlebt.


    Wir gehen noch ein paar Minuten, machen auch mal einen kleinen Test, was passiert, wenn Monika und ich schräg in unterschiedliche Richtungen gehen. Leica geht dann nicht in der Mitte, sondern deutlich näher bei mir. Ha! ;)
    Gefallen tut ihr das aber nicht, also Schluss damit, noch ein paar ausgiebige Streicheleinheiten und das war's für heute.


    Auf dem Rückweg geht Leica die ganze Zeit links. Freiwillig. Langsam wird mir diese Hündin etwas unheimlich ...



    (Und es stellt sich wieder mal die Frage, warum so viele Leute mit nervenden Jack-Russel-Terriern oder extrem unterforderten Border-Collies rumlaufen, wo es doch so fantastische Familienhunde wie den Spitz gibt.)

  • Hallo Bernd,


    das ist eine wunderbare Geschichte und auch ich wünsche Leica und euch alles erdenklich gute für die Zukunft :)

    Viele Grüsse von Martina
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    **** Vier leuchtende Sterne auf immer in unseren Herzen ****



    " Wir schenken unseren Hunden ein klein wenig Zeit.
    Dafür schenken sie uns alles, was sie uns zu bieten haben.
    Es ist zweifellos das beste Geschäft, was der Mensch je gemacht hat "


    (Roger Andrew Caras)

  • Lieber Bernd,


    Deine ausführlichen Berichte sind so wunderbar! Ich sehe Leica genau vor mir! Besonders freut es mich, zu lesen, wie sie aus sich herausgehen kann und Dich sowohl energisch auffordern als auch brav "zurückstecken" kann!


    Die Arbeit mit dem Clicker wird in Null komma nix eine tolle Begleiterin aus ihr machen!


    Was Du davon erzähltst, wie sie zurück in den Zwinger ging, macht deutlich, dass ein Hund sehr wohl auch damit leben kann, mal ganz alleine und in Ruhe zu sein - wenn er ausgelastet wurde und eine innere Bindung zum Menschen entwicklen durfte! Sie freut sich auf ihr "castle" - und sie freut sich, wenn sie es wieder verlassen darf!


    Die Begegnund mit dem "Fremden" fand ich auch sehr interessant und sehr schön geschildert! Kein Schimpfen, kein Leine zerren - einfach nur ruhige Austrahlung und konsequentes Handeln! Man spürte ziwschen den Zeilen, wie es bei Leica "klick" machte - und wie sie verstand!


    Ich freue mich sehr für Euch beide und hoffe, Euch beim Spitz-Treffen zu begegnen!


    Liebe Grüße

  • Hi Leona,


    Zitat

    Original von Leona
    Besonders freut es mich, zu lesen, wie sie aus sich herausgehen kann und Dich sowohl energisch auffordern als auch brav "zurückstecken" kann!


    Von ihrem Verhalten bin ich auch sehr angetan, vor allem von ihrer Klugheit und Flexibilität. Ich habe allerdings den Eindruck, dass sie noch zu viel, bzw. zu oft "zurücksteckt". Aber das entwickelt sich ja gerade. :)


    Zitat


    Die Arbeit mit dem Clicker wird in Null komma nix eine tolle Begleiterin aus ihr machen!


    Ja, der Clicker gefällt ihr wirklich gut. Ich glaube, besonders deshalb, weil es ein so klares und präzises Zeichen ist. Worte bekommt sie von zu vielen verschiedenen Menschen und zu unpräzise zu hören.


    Zitat


    Die Begegnund mit dem "Fremden" fand ich auch sehr interessant und sehr schön geschildert! Kein Schimpfen, kein Leine zerren - einfach nur ruhige Austrahlung und konsequentes Handeln! Man spürte ziwschen den Zeilen, wie es bei Leica "klick" machte - und wie sie verstand!


    Ich glaube es hat in der Situation vor allem bei mir "klick" gemacht. ;)
    Leica 500 Meter nach Beginn des Spaziergangs so lange fast unbeachtet zu lassen, das war gedankenlos. Ich hätte ihr da von Anfang an etwas von meiner Aufmerksamkeit schenken sollen. :rolleyes: Aber richtig, sie hat dann toll verstanden (und enorm schnell). :)


    Zitat


    Ich freue mich sehr für Euch beide und hoffe, Euch beim Spitz-Treffen zu begegnen!


    Das hoffe ich auch!


    Liebe Grüße auch an dich,
    Bernd