Aus aktuellem Anlass: Erfahrungen aus dem heutigen "Tag der Offenen Tür" in unserem Dorf, wo wir mit Hunden vertreten waren, im Rathaus einen Info-Tisch hatten und draußen unsere Hunde vorgeführt haben.
Fall 1: Ein (ziemlich böser, aber mittlerweile altersbedingt unbeweglich gewordener und fetter) Mischlingshund in Dörflerhand, der trotz seines üblen Wesens und seiner pausenlosen "Anmache" immerzu frei herum läuft (es ist "Bonzo" aus meinem Buch), wurde vergangenen Montag, als er einen angeleinten Hund von hinten zu erwischen versuchte, von diesem gebissen. Ich war bei den Leuten (weil ich schon weiß, dass denen jeder Gang zum TA zu teuer ist) und ermahnte sie dringend, zum TA zu gehen, die beiden "Löcher" im Nacken desinfizieren zu lassen.
Nöööö - kein Bedarf. Der Hund hat nix, Das war keine schlimme Beißerei (was stimmt) - keine Wunden, keine Fetzen - nur zwei Löcher. Dem geht's gut!
Ich wies auf die Infektionsgefahr hin. Das war den Leuten bekannt - hatten sie erst letztes Jahr erlebt. Erst nix - dann plötzlich eine Eiterbeule am Hals ... Trotzdem: kein TA!
Heute: Dem Hund geht's schlecht, Rieseneiterbeule, frißt nix, muckert vor sich hin. Nein - trotzdem kein TA! Wieso? "Der kriegt jetzt Penicillin vom letzten Mal! Außerdem: Ich hab im Moment kein Auto!" - "Nimm meins!" - "Nööö - der geht doch in kein Auto! Ich lasse doch den TA sonst immer kommen!" (Was auch stimmt - deshalb ist der Hund z.B. nie geimpft!) "Dann lass ihn kommen!" - "Nööö - jetzt keine Zeit! Tag der Offenen Tür! Muss schaffen!" - "Heute abend kannst Du den TA bestellen!" - "Nööö - kann ich nicht alleine entscheiden! Mein Mann ist nicht da! Der soll ja eh eingeschläfert werden - er ist ja zu alt und hat Arthrose!"
Der Mann ist jetzt zuhause - kein TA wird bestellt! Der Hund soll entweder sterben oder eingeschläfert werden. :2
Ich war wieder dort - nix zu machen! Ein TA war auf dem Tag der Offenen Tür - aber ohne Tasche. Konnte nichts machen.
Fall 2: Sehr ängstlicher Rassehund, großer Hund, mit extremem Meideverhalten. Läßt sich nicht anfassen, zittert und hechelt wegen jeder Fliege an der Wand! Kindern gegenüber nicht unproblematisch - nicht aus Bösartigkeit, sondern aus Angst und Abwehrverhalten. Ist zucht-tauglich geschrieben worden ...
Ist zum ersten Mal bei der Hündin: Die bietet sich an, kokettiert aber und spielt herum, bellt den Rüden an. Der ist so beeindruckt, dass er nicht mehr vernünftig decken kann ... Deckakt mißlingt.
So ein Hund - zucht-tauglich?
Fall 3: Ich habe auf der Straße einige Hunde vorgestellt, darunter auch Tyson, den AmStaff. Riesentraube von Menschen, alle gucken zu. wie ich mit ihm rangele, Triebkontrolle und UO mache, Bällchen spiele ... Tyson ohne Maulkorb, munter und fröhlich wie immer, toll bei der Sache. Boah - der Hund ...
Ich führe den Spitz vor und Helena führt Mara vor, ein klitzekleines hundchen mit hinreißend schöner Teambeziehung.
Alle weg. Niemand guckt mehr.
Dabei haben die meisten Leute, die ich aus dem Zuschauerpulk so identifizieren konnte - kleine bis mittelgroße Hunde ... Kein Interesse daran, mit diesen Hunden ein schönes Team zu werden. Aber alle wollten Tyson sehen.
Ja führe ich denn einen Hundeplatz oder mach ich hier 'ne Raubtiershow oder was?
Ist denn ein gut geführter kleiner Spitz-Mix oder ein hinreißend trabendes Markiesje kein schöner, kein nachahmenswerter Anblick?
Fall 4: Kommt eine Deutsche Dogge, jung, bildhübsch. Rute tief zwischen den Hinterbeinen verklemmt. Kein Mucks - traut sich gar nix, zittert. Die Hunde-Vorführung war am Laufen, die Leute hätten mal stehen bleiben und gucken können. Verächtlich gingen die Leute weiter. Hundeaubildung - nix für die! Niedergedrückt den Hund und fertig! Alles andere - nicht erwünscht. Brimborium oder sowas ...
Also manchmal kann man schon verzweifeln!
Wir verlieren unseren Platz, er wird als Gewerbegrundstück verkauft Ich weiß nicht, wie es mit den Hunsrück-Höhen-Hunden weiter geht. Und frage mich: Für wen mache ich das alles?