Grossspitz

  • Zitat

    Welpen die die "Milchbar" nicht finden, werden eingeschläfert


    Damit hatte ich keineswegs grosse Würfe gemeint (sorry...muss lernen mich besser auszudrücken :rolleyes: ), sondern den von Trumler erwähnten Biotonus.


    Was macht es für einen Sinn, einen Hund aufzuziehen, der eigentlich nicht lebensfähig ist?
    Muss man einen Welpen, der die Zitzen der Mutter nicht selbständig erreicht, wirklich anlegen oder gar aufpäppeln?

  • MEIN Thema! :D


    Zitat

    Original von Arche
    Da scheint doch offensichtlich eine Fehl- oder Missbildung des Tränennasenkanals vorzuliegen.


    Und da ist mir die Untersuchung eines stinknormalen TAes immer noch lieber, als gar keine!


    Um Triefaugen festzustellen brauche ich keinen TA und keinen Richter. Für mich wäre es undenkbar mit Juli zu züchten weil ich diese ständig tränenden Augen als Belastung empfinde.


    Jetzt gibt es aber den Spitz im VDH mit tränenden Augen auch nicht gerade selten. Wie den das? Steht wohl nix im Standart?


    Gesunder Menschenverstand ist für mich immer noch der beste Masstab in der Zucht. Und wer kennt die Schwächen und Stärken eines Hundes besser als der Besitzer. Natürlich gibt es den perfekten Hund nicht und wenn Perfektion der Masstab zur Fortpflanzung wäre, würden nicht nur die Spitze aussterben.


    Es wäre in der Rassehundezucht ja schon ein großer Fortschritt wenn nicht mehr mit augenscheinlich nicht lebensfähigen Tieren gezüchtet würde.
    Keine Riesen, keine Verzwergung, kein übertriebenes Fell. keine Hautfalten, die den Blick behindern, kein Watschelgang, keine verkrümmten Gliedmaßen.
    Solange solche Hunde mit "vorzüglich" bewertet werden, braucht mir kein Richter was über Zucht zu erzählen.


    Gesund sollen Hunde sein, lebenstüchtig, klar in der Birne, anpassungsfähig und stabil. Es lebe die Gebrauchshundezucht.


    Viele Grüße


    Jutta und die J`s

  • Hallo Kerstin!


    Zitat

    Original von just-4-fun
    Muss man einen Welpen, der die Zitzen der Mutter nicht selbständig erreicht, wirklich anlegen oder gar aufpäppeln?


    Ich würde da schon nachhelfen und dem Kleinen den Weg zeigen, oder ihn anlegen. Ein Welpe der einfach ein bischen Pech beim Start hatte muß kein schlechter Hund werden.
    Richtig päppeln würde ich allerdings nicht, da habe ich schon zu viele negative Erfahrungen in der Lämmeraufzucht gemacht. Starthilfe ist ok, aber was dann noch nicht anspringt und weitergehend Hilfe braucht taugt nicht zum Leben und erst recht nicht zur Zucht. Das ist jedenfalls meine Erfahrung ....


    Viele Grüße


    Jutta und die J`s

  • Ja, die Erfahrungen fehlen mir eben :O


    Mein Verstand sagt auch nur, das ich nicht nachhelfen soll...aber was mein Herz sagen würde, weiss ich eben nicht

  • Zitat


    Original von Jutta und die J's
    Gesunder Menschenverstand ist für mich immer noch der beste Masstab in der Zucht. Und wer kennt die Schwächen und Stärken eines Hundes besser als der Besitzer. Natürlich gibt es den perfekten Hund nicht und wenn Perfektion der Masstab zur Fortpflanzung wäre, würden nicht nur die Spitze aussterben.


    Da hast Du eindeutig recht. Allerdings ist der gesunde Menschenverstand ja nicht immer überall so richtig gleichmäßig hingekommen ;)


    Zum Thema "Nachhelfen":
    Ich bin in dieser Hinsicht wohl ziemlich "hart" oder wie auch immer ich es nennen soll. Ich würde nämlich (gerade in den ersten Tagen) nicht in der Wurfkiste nachhelfen. Alles, was da nicht selbst überlebt, sollte nicht sein. Ist auf jeden Fall meine Meinung. Allerdings ist diese Grenze natürlich immer schwer zu ziehen. Hunde, von denen ich denken würde, dass sie irgendwelche Schwächen haben, würden von mir auf jeden Fall von der Zucht ausgeschlossen werden (soweit ich Einfluss darauf hätte)...


    Meine Schafe haben dieses Frühjahr das erste Mal gelammt. Ich habe von Anfang an klar gestellt, dass es bei mir keine "Starthilfe" gibt. Es gab bei Zwillingen zweimal den Fall, dass die Mütter die Jungs nicht annehmen wollten - in den ersten Tagen. Ich habe dabei nur zugesehen. Sie hatten anfänglich eindeutig keine Chance bei ihren Müttern. Naja, was soll ich sagen: Die beiden sind heute putzmunter und kräftig! Man muss sich eben durchboxen... meine Freundin stand sozusagen schon die ganze Zeit mit der imaginären Flasche hinter dem Zaun...
    Ich möchte robuste Tiere!


    Viele Grüße
    Corinna

    Du begegnest vielen Geschöpfen in deinem Leben, aber nur wahre Freunde hinterlassen ihre Spuren in deinem Herzen.

  • Hallo Monika!




    Zitat

    Original von Arche
    Da hat aber der Trumler wohl auch den Schuss nicht ganz gehört!


    In der Natur würde auch bei einem großen Wurf kein gesunder Welpe aussortiert! Da ja im Normalfall nur eine Wölfin oder Wildhündin wirft und sich ein ganzes Rudel in Arbeitsteilung darum kümmern kann, haben sie auch gute Chancen, einen großen Wurf aufzuziehen!


    Worauf willst Du mit Deiner Aussage hinaus?
    Auf die Tatsache, daß bei Wölfen nur eine Wölfin Junge zur Welt bringt und andere Weibchen scheinschwanger werden und so als Amme dienen können?


    Da wäre ich vorsichtig!
    Es muß keineswegs so sein, daß mehrere Weibchen zum Stillen zur Verfügung stehen.
    Außerdem gibt es normalerweise in der Wildnis keine so zahlreichen Würfe.
    Bei Wölfen kommen in der Regel 3-8 Junge zur Welt (durchschnittlich 6 ). Wildhundwürfe bestehen aus 4-6 Jungen.
    Eine Hündin (oder Wölfin) besitzt 10 Zitzen, wovon 8 "voll funktionsfähig" sind.
    Wären zahlenmäßig starke Würfe von Vorteil, so wären sie üblich, wenigstens bei reichlichem Futterangebot.


    Die Domestikation bringt (fast) immer eine erhöhte Fruchtbarkeit mit sich, was ja logisch ist, da der Mensch einen möglichst hohen Gewinn erhalten möchte und gerade die Tiere, welche die meisten Nachkommen hervorbringen, bevorzugt (Selektion).


    Zitat

    Original von Arche
    Aber das waren auch so Zeiten, wo unter Züchtern die Meinung stark verbreitet war, dass eine Hündin, die einmal ausgebüxt und von einem Mix oder anderen Rassehund gedeckt worden ist, nun auf ewig "für die Zucht verloren sei". (Manche glauben das sogar heute noch!)


    :)
    Da möchte ich Dir versichern, daß Trumler gegen diesen Aberglauben auch ständig angekämpft hat.
    Eberhard Trumler hat sich übrigens nicht dafür ausgesprochen, "überzählige" Welpen auszumerzen, sondern mit Hündinnen, die zahlenmäßig zu starke (oder auch zu schwache) Würfe hervorbringen, nicht (mehr) zu züchten, weil es zu Problemen führt, sei es "nur", daß der Mensch mit Füttern eingreifen muß.




    Zitat

    Original von just-4-fun
    Was macht es für einen Sinn, einen Hund aufzuziehen, der eigentlich nicht lebensfähig ist?
    Muss man einen Welpen, der die Zitzen der Mutter nicht selbständig erreicht, wirklich anlegen oder gar aufpäppeln?


    Und es ist nicht so, daß Trumler jeden auf den ersten Blick augenscheinlich schwachen Hund für nicht lebensfähig gehalten hat. So manch kleiner (leichter) Hund hat sich unmittelbar nach der Geburt erholt und seine Geschwister eingeholt.



    Vielleicht sollte ich an dieser Stelle auch anmerken, daß Trumler Experimente mit Wildhunden durchgeführt hat. Es waren durchaus auch Experimente darunter, in denen extreme Situationen (zahlreiche Würfe und der umgekehrte Fall (z.B. durch Inzucht hervorgerufen)) auf ihre Auswirkungen geprüft wurden.
    Man muß wissen, daß Trumler damit Neuland betreten hat. Keiner vor ihm hat sich so recht die Mühe gemacht, das alltägliche Tier 'Hund' experimentell auf seine Eigenschaften und sein ursprüngliches Verhalten hin zu untersuchen.
    Vieles, was wir heute über Hunde wissen, verdanken wir Trumler!





    Alles Gute!


    Sebastian.

  • Zitat

    Worauf willst Du mit Deiner Aussage hinaus?
    Auf die Tatsache, daß bei Wölfen nur eine Wölfin Junge zur Welt bringt...


    Auch im Wolfsrudel kann es mehrere Würfe geben....


    Zitat

    Und es ist nicht so, daß Trumler jeden auf den ersten Blick augenscheinlich schwachen Hund für nicht lebensfähig gehalten hat. So manch kleiner (leichter) Hund hat sich unmittelbar nach der Geburt erholt und seine Geschwister eingeholt.


    Der Biotonus hat aber auch nichts mit dem Gewicht oder der Grösse des Welpen zu tun

  • Hallo,
    an die "Harten" unter Euch:


    dann hättet Ihr also unseren ET in "die Tonne gekloppt"???
    Er ist aus dem 6er Wurf von Bienchen gewesen und hat sich als ganz junger Welpe nicht den Platz an der Milchbar erkämpfen können. Seine Wufgeschwister waren zum Teil doppelt so schwer (siehe EINSTEIN)


    Nachdem er kaum zugenommen hatte, haben wir ihn dann angelegt und für Platz gesorgt- teilweise auch bei seiner "Tante" Bessy.


    Nach zwei, drei Wochen war er so fit, daß er seine übergewichtigen Geschwister "zur Sau" gemacht hat.


    ET ist der gescheckte rechts, der gerade einen seiner Brüder attakiert




    Viele Grüße


    die "weichen Züchter"
    Detlef und Petra

    Viele Grüße
    Detlef




    Es kommt ein Zeitpunkt in Deinem Leben,
    an dem Du realisierst,
    wer Dir wichtig ist,
    wer es nie war und
    wer es immer sein wird.


    So mach Dir keine Gedanken
    über die Menschen aus Deiner Vergangenheit,
    denn es gibt einen Grund,
    weshalb sie es nicht
    in Deine Zukunft geschafft haben.


    Mittelspitze vom Kaiserhof

  • Ich stimme ja theoretisch dem zu, dass kein Welpe gepäppelt werden sollte. Ich habe auch mal einen Welpen gepäppelt, das war verkehrt. Allerdings lagen die Ausgangsbedingungen anders. Man kann das also nicht 1 zu 1 übertragen.


    Mit dem Herzen bekäme ich es wohl nicht hin, einen Welpen sterben zu lassen.


    Vielleicht bekäme ich es hin, wenn ich ansehen müsste, dass die Mutter selbst den Welpen ablehnt. Eine instinktsichere Hündin weiß wohl, was sie tut.


    Aber wenn ein Welpe bei der Geburt zu leicht ist, würde ich ihm und seiner Lebensenergie die Chance geben.


    Entscheidungen über Leben und Tod rühren an einen Bereich, zu dem wir als Menschen eigentlich nicht berechtigt sind, Nahrungsbeschaffung oder Verteidigung mal ausgenommen. Die Natur ist schon dazu berechtigt!


    Grüße

  • Hallo Detlef und Leona,


    ja, das ist genau meine Meinung.
    Man kann nicht einfach einen Welpen abmurksen, weil es eine Vorschrift gibt, dass man es ab einer gewissen Wurfgröße tun soll, oder weil ein Tolpatsch im Wurf ist.
    Ich möchte auch nicht starr über Leben und Tod entscheiden müssen (dafür hätte ich auch den falschen Beruf), Gefühl gehört auf alle Fälle dazu.
    Andererseits würde ich heute bei einem Welpen mit offenem Rachen anders handeln!!! Bei unserem Zwergspitzwurf (an die 20 Jahre her) hatte von VIER Welpen einer einen offenen Rachen. Die TÄ klärte uns nicht auf, ließ uns den Hund aufpäppeln - das klappte ganze vier Tage, die hätte ich dem Kleinen gerne erspart.


    viele Grüße,
    Beate


    Spitzengrüße,
    Beate mit Mittelspitzrudel

    Warte nicht auf ein großes Wunder, sonst verpasst du viele kleine

  • Ich glaube, ich werde mir nachher mal das Buch von Trumler schnappen und den Biotonus erklären (abschreiben)...denn das hat weder was mit der Grösse, noch mit dem Gewicht zu tun. ;)

  • Ich denke mir mal, das jeder vernünftige Hundebsitzer über genügend Menschenverstand, oder sollte ich besser Hundeverstand schreiben, verfügt, um zu wissen, wie er mit seinem Hund bzw. Hunden, umzugehen hat.


    Wir tragen nun mal die Verantwortung für unsere Tiere und werden wohl manchmal Entscheidungen fällen müssen. Dies kann bereits bei der Geburt vorkommen oder auch im weiteren Hundeleben.


    Gruß


    Horst

  • Zitat

    Original von just-4-fun
    Ich glaube, ich werde mir nachher mal das Buch von Trumler schnappen und den Biotonus erklären (abschreiben)...denn das hat weder was mit der Grösse, noch mit dem Gewicht zu tun. ;)


    Ja, das stimmt. Es hat mit Lebenswillen zu tun.


    Bitte schreib es doch für uns mal ab.


    Schon mal danke im Voraus


    Deine Leona

  • googeln geht schneller und ich muss nicht so viel schreiben :rolleyes::D


    Vegetative Phase (1. und 2. Woche)



    Mit ihrem Austritt aus dem schützenden Mutterleib beginnt für die Welpen das Leben in dieser Welt mit einem dünnen Schrei. Dabei wird das Mäulchen weit aufgerissen, die Zunge hervorgestreckt, und der erste, jenen Schrei erzeugende Luftstrom, der aus ihrer Brust herauskommt, fördert einige Schleimrückstände aus den Atemwegen. Sobald ihn die mütterliche Zunge freigibt, kriecht der Welpe mit aller Entschlossenheit auf dem Bauch zum Bauch der Mutter, und nach kürzerem oder längerem Suchen findet er auch schon die Milchquellen. Sein darauf folgendes Schmatzen ist unüberhörbar.



    Ein Welpe wird mit verschlossenen Augenlidern und Ohren geboren. Auch sein Geruchssinn ist noch nicht wesentlich ausgebildet ist. Wie also findet der Welpe zu den Zitzen? Welche Kräfte treiben ihn überhaupt an, das zu tun? Wieso weiß er, was er tun muß?



    Man spricht gemeinhin von Instinkten und denkt, damit wäre alles erklärt. Aber so einfach ist das nicht. Die Verhaltensforschung hat längst das etwas vieldeutige Wort Instinkt durch den Begriff der Erbkoordinationen ersetzt oder die oft komplexen und schwer durchschaubaren Instinkthandlungen in solche aufgelöst. Eine Erbkoordination ist eine erblich festgelegte Bewegungsweise, die von bestimmten Umweltsituationen ausgelöst wird und dann zwanghaft abläuft. Solche Auslöser nennt man »Schlüsselreize« , weil sie gleichsam ein Schloß aufsperren, wodurch die Erbkoordination freigesetzt wird. Das wieder ist dadurch möglich, daß in bestimmten Nervenzentren beständig Impulse erzeugt werden, die zur Entladung, also zum Ablauf der betreffenden Erbkoordination drängen. Sie werden aber von anderen Nervenzentren blockiert. Diese Blockade wird sofort aufgehoben, wenn über die Sinnesorgane ein passender Schlüsselreiz gemeldet wird.



    Wichtig ist, daß durch die beständige Erregungsproduktion die aufgestauten Impulse gleichsam immer mehr unter Hochspannung stehen, je länger kein Schlüsselreiz auftrat, der eine Entladung herbeigeführt hätte. Das bringt dann mit sich, daß es zu einer Erniedrigung der Reizschwelle kommt, das Tier spricht also auf den geeigneten Schlüsselreiz auch dann an, wenn er nur von geringer Intensität ist und von einem normal abreagierten Tier gar nicht beantwortet werden würde. Das kann sogar soweit gehen, daß es irgendwann einmal auch ohne Schlüsselreiz zur Entladung der aufgestauten Energie kommt, die Erbkoordination bzw. Bewegungsweise läuft ab, ohne irgend etwas zu beantworten - was man als »Leerlaufreaktion« bezeichnet.



    Ein praktisches Beispiel: Die haarlose, zapfenförmige Zitze ist für den Welpen so ein Schlüsselreiz. Wird sie ihm über Sinnesorgane - in diesem Fall durch den Tastsinn - signalisiert, löst das eine Erbkoordination aus, nämlich das Umfassen der Zitze mit Maul. Aber schon wirkt dieser neue Berührungsreiz als Schlüsselreiz, der eine Blockade aufhebt, das Saugen folgt.



    Setzt man einen solchen Welpen nun von der Mutter ab und gibt ihm keine Möglichkeit, an etwas zu saugen, kann man nach längerer Zeit das Auftreten von Leerlaufreaktionen beobachten: Der Welpe öffnet sein Maul, als wollte er eine Zitze erfassen, und er saugt unter den typischen Mundbewegungen ins Leere. Der Erregungsstau ist zu groß geworden, die normale Blockade wird durchbrochen. In so einem Zustand ist der Welpe auch bereit, an Dingen zu saugen, an denen er vorher nicht gesaugt hätte. Nimmt man einen Welpen von der mütterlichen Zitze ab und hält man ihm den Finger hin, so interessiert ihn dieser nicht. Holt man aber einen Welpen gegen Ende einer Schlafpause aus dem Lager, so ist er bereit, es mit unserem Finger zu versuchen.



    Der neugeborene Welpe bringt nichts anderes mit auf die Welt, als einige wenige angeborener Bewegungsweisen und die Lautäusserungen. Er gibt sofort Laut, wenn ihm irgend etwas abgeht oder unangenehm ist. Das ist sehr wichtig, denn ein solcher Laut ist wieder ein Schlüsselreiz für die Mutter - sie wendet sich sofort dem Welpen zu. Das Geschrei des kleinen Saugwelpen ist eigentlich eine Dauerleistung, die nur durch bestimmte Dinge unterbunden wird. Er wird gleich wieder still, wenn er Wärme und Anlehnung findet, sei es am mütterlichen Körper, oder inmitten seiner Geschwister. Er schreit, wenn er von seiner Zitze verdrängt wird, und beruhigt sich sofort, wenn er sie wieder hat oder eine andere findet. Dabei hilft dann oft die Mutter mit ihrer Nase , indem sie den Welpen zurechtschiebt. Besonders wichtig wird dieses Unwillensgeschrei, wenn der Welpe aus dem Lager gerät. Sofort ist die Mutter da, faßt ihn vorsichtig mit den Zähnen und legt ihn wieder ins Lager.



    Welpen, die noch blind sind kriechen niemals geradlinig, sondern immer im Kreis. Dieses Kreiskriechen ist auch eine angeborene Verhaltensweise. Sie dient dazu, den Welpen dicht am Lager zu halten.



    Bei der Suche nach Wärme und Anlehnung ist dem Welpen die eigenartige Kopfbewegung behilflich: Der Kopf pendelt förmlich von einer Seite zur anderen.


    Erstaunlich ist auch, wie gut ein Welpe gleich nach der Geburt den verhältnissmässig grossen Kpf schon hochheben kann. Auch das ist wichtig. Gelangt er an den Bauch der Mutter, muss er erst die Zitzen suchen. Dazu dient ihm das "Fellbohren", ein Hochschieben der Nase unter dem Fell. So wühlt er sich durch das Bauchfell, bis er das Gesäuge findet.



    Beim Saugen selbst sind noch zwei Bewegungsweisen zu finden: Das Abstemmen mit den Hinterbeinen am Boden, um einmal an der Zitze zu bleiben, zum anderen um mit dem Kopf kräftig gegn die Milchdrüsen zu stossen, was die Milchproduktion anregt. Dieser Aufgabe dient natürlich auch der Milchtritt.



    Damit wurde alles beschrieben, was der Welpe von Geburt an kann. Das ist nicht viel, aber es genügt für die ersten zwei Wochen vollauf. In dieser Zeit ist der ganze Lebensabschnitt des Welpen auf Gewichtszunahme abgestimmt- er verdreifacht jetzt sein Geburtsgewicht. Daher besteht sein ganzer Daseinsinhalt aus Trinken und Schlafen.



    Wer Hunde züchtet, sollte diese ersten Reaktionen des neugeborenen Welpen sehr genau beobachten und verfolgen. Wenn ein Welpe sich schwächer, inaktiver und langsamer zeigt als seine Geschwister, dann heisst das, dass sein Nervensystem und damit sein allgemeiner Zustand nicht in Ordnung ist. Sein "Biotonus" ist schwach. Sollte er dennoch hochkommen und heranwachsen, wird es nie ein gesunder Hund. Denn man darf nicht vergessen, daß aus dem, was der Welpe in der Stunde seiner Geburt mitbringt, einmal alles das werden soll, was ein erwachsener Hund haben muß, um ein guter Hund zu sein. Wenn dieses "Ausgangsmaterial" bereits nicht viel taugt, was ist dann für die Zukunft zu erwarten?


    Alle wenigen Verhaltensweisen, die wir am neugeborenen Welpen beobachten können, ihren Sitz im verlängerten Rückenmark und im Zwischenhirn haben. Das sind die ältesten Gehirnanteile, gleichsam die Basis für das übrige Gehirn, das jenen Anteilen aufgelauert ist und das zur Stunde der Geburt kaum noch arbeitet. Wenn also diese Basis bereits geschwächt ist, kann man schwerlich erwarten, daß die später in Funktion tretenden höheren Gehirnleistungen viel besser werden.



    Liegen die kleinen Welpen eng aneinandergeschmiegt und machen ihre Schlafpause, könnte man annehmen das hätte etwas mit Sozialkontakt zu tun. Nimmt man einen Welpen weg dann schreit er kläglich und will wieder zu seinen Geschwistern. Er ist aber auch zufrieden, wenn wir ihn mit einer angewärmten Decke oder einem Gummiball zusammenbringrn. Es geht ihm nicht um seine Geschwister, sondern um seine eigene Sicherheit. Unter natürlichen Bedingungen ist dort, wo es warm und weich ist, das Lager, und da, wo man allein ist Gefahr. Das ist wohl die Funktion des Kontaktliegens der Welpen.



    Aber bereits hier gibt es ein Lernvermögen. Lässt man einer Hündin nur einen einzigen Welpen, dann schreit er nicht, wenn die Hündin das Lager verlässt und er alleine zurückbleibt. Er findet sich damit ab. Es ist kaum zu glauben, wenn man erlebt, was ein Welpe aufführt, legt man ihn 30 Zentimeter neben seine Geschwister. Das Einzelkind aber ist ganz still und brav und tut so, als gäbe es diesen Drang zum Kontaktliegen überhaupt nicht.



    Sowenig wie es einen Sozialbezug gibt, sowenig gibt es irgendein Interesse für die Umwelt, sieht man vom Gesäuge der Mutter ab, das den Mittelpunkt des frühen Welpenlebens darstellt. Der Ausdruck"Vegetativ" für diese Phase könnte nicht besser gewählt sein. Es ist wirklich nichts anderes als eine Fortsetzung des unbewußten Lebens im Mutterleib, ein Zeitraum, der nur dem Wachstum und der Gewichtszunahme dient.



    In diesem Zusammenhang sei noch hinzugefügt, daß die festen und flüssigen Ausscheidungen der kleinen Freßsäcke auch eine Angelegenheit der Mutter sind. Zunächst erzeugt diese in den ersten 24 Stunden eine abführend wirkende Milch (die sogenannte Kolostralmilch), durch die - das Darmpech (Verdauungsrückstände aus der vorgeburtlichen Zeit) abgeschieden wird. Dieses, wie alle späteren Fäkalien, wird sorgsam von der Mutterhündin abgeleckt. Man kann immer wieder sehen, wie die Hündin mit ihrer Zunge die Bäume der Welpen bearbeitet, eine Massage, die den Stuhlgang der Kleinen erleichtert, und auch das Urinieren wird durch Zungenmassage ausgelöst.



    Obgleich die Saugwelpen eine sehr kräftige und bewegliche Zunge haben, säubern sie sich noch nicht selber das Maul von Milchrückständen. Auch das muß die Mutter tun, die sich überaus hingebungsvoll allen diesen Tätigkeiten widmet. In den ersten 24 Stunden nach der Geburt ist sie so angestrengt damit befaßt, daß sie für gewöhnlich das Wurflager überhaupt nicht verläßt. Gute, erfahrene Rüden kommen dann mit Futter an, womit sie sich auch gleich die Erlaubnis erwirken, den hoffnungsvollen Nachwuchs betrachten zu dürfen. Von da ab beteiligt sich der Rüde aktiv an der Welpenbetreuung, wobei er mit den Kleinen ebenso geschickt umgeht wie die Hündin.

  • Zitat

    Original von Arche


    Ich weiß nicht, von wann diese Ausführungen Trumlers sind, aber sie sind nicht auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand.


    Trumler ist schon seit 14 Jahren tot und das 1. Buch, in dem er den Biotonus erwähnte, ist von 1971


    Was du aufführst stimmt schon, aber selbst wenn ich die Welpen aus der Eihaut befreie und säubere, MUSS eine Reaktion kommen, oder?


    Das ist alles sooooo kompliziert, ich werde mir das mit der Zucht noch mal schwer überlegen :rolleyes:
    Ich will ja kein Vermehrer werden, sondern eine gute Zucht, mit wesensstarken, gesunden Hunden betreiben...


    Aber ich Weichei würde bestimmt versuchen ALLES aufzuziehen...das habe ich schon bei einem Lamm bewiesen, das die Mutter nicht annehemen wollte, ich konnte es einfach nicht sterben sehen ;(

  • Hallo Kerstin,


    auch ich habe so einen "Schwächling" aufgezogen, er hatte nur die Hälfte vom Geburtsgewicht seiner Geschwister, er hat mich 3 schlaflose Nächte gekostet, bis er endlich allein trinken konnte;

    aber er ist heute 10 Monate alt, fit, quietschvergnügt, saufrech und kann sich super durchsetzen.
    Ich habe es absolut nicht bereut, er ist ein feiner Kerl geworden!!!

  • Hallo Spitzfreunde!



    Kerstin
    Eberhard Trumler hat aber auch eine Methode entwickelt, den Biotonus zu messen.
    Dabei hat er ein Areal in Quadra(n)te(n) unterteilt und die Bewegungen des Welpen mit einer Kamera festgehalten.
    Über die Intensität und Extensität der Bewegungen konnte er den Biotonus miitels einer Skala beurteilen.



    @Steffi
    Da habe ich einmal eine Frage!
    Könnte sich ein mangelnder Biotonus vererben?
    Ich meine, könnten Hunde, die schwach zu Welt kommen, Nachkommen hervorbringen, die ebenfalls schwach zur Welt kommen?


    Es gibt aber weit krassere Fälle! Einen Welpen mit Päppelei am Leben zu erhalten, der dann aber auch den "Absprung" schafft, darüber mag man sich ja noch streiten können.
    Wenn aber die moderne Medizin dafür mißbraucht wird, nicht lebensfähige Tiere am Leben zu erhalten, dann spätestens sollte dies als ethisch verwerflich gelten.


    Ach übrigens, es ist typisch menschlich, dem Schwächsten, die größte Sympathie entgegenzubringen. Das ist in vielen Märchen der Fall, wo der jüngste am Ende allem Übel zum Trotz das größte Glück hat.
    Hier im Forum ist 'Jeronimo' der Star!
    Zu Recht! :D




    Alles Gute!


    Sebastian.