Kadavergehorsam

  • Hallo,


    so, das brennt mir schon lange auf der Seele. Zum einen mag ich das Wort überhaupt nicht, um es genau zu sagen, finde ich es einfach nur furchtbar. Dann höre ich das Wort eigentlich sehr oft im Zusammenhang mit Schäferhunden, und immer kommt das Wort einfach nur negativ rüber. Was aber ist genau Kadavergehorsam? Was versteht ihr darunter?
    Ich kenne, um bei der Rasse zu bleiben, der dieser Kadavergehorsam hauptsächlich nachgesagt wird, ziemlich viele Schäferhunde. Darunter gibt es Hunde, die einfach nur mit sehr viel Freude arbeiten, Kommandos superschnell ausführen, weil sie Freude daran haben. Die ihr Herrchen/Frauchen ständig beobachten, um ja nicht zu verpassen, wann sie wieder etwas "erledigen" dürfen. Ich kenne aber ebensoviele Schäferhunde, die das ganze Gegenteil davon sind.
    Meinem Collie wurde auch immer Kadavergehorsam nachgesagt. Warum? Er war ein Hund, der sich extrem leicht führen liess. Nicht nur mit Worten, auch mit kleinsten Gesten und Hand- bzw. Fingerzeichen. Ich habe ihn nie als kadavergehorsamen Hund empfunden, sondern einfach nur als einen freudig arbeitenden Hund.
    Meine Chow Chow´s waren da schon anders. Einen Chow Chow muss man überzeugen. Meine ließen sich allerdings immer sehr gut überzeugen.
    Nun mit Josh scheine ich wieder einen Hund zu haben, dem man sicherlich Kadavergehorsam nachsagen könnte. Er lernt sehr schnell und mit großer Freude.
    Was also ist jetzt Kadavergehorsam? Ein freudig arbeitender Hund, der mit Freude und schnell Kommandos ausführt? Dann aber verstehe ich den negativen Beigeschmack nicht.
    Soviel zu meinen Gedanken dazu. Vielleicht mögt ihr ja mal eure dazu schreiben.

  • Hallo Steffi,


    was verstehst du denn unter Kadavergehorsam?
    Wie gesagt, ich empfinde das Wort als solches sehr negativ...aber vielleicht defeniere ich die Sache für sich auch einfach falsch.

  • Ich verstehe unter einem Hund mit Kadavergehorsam einen sehr unterwürfigen, gebrochenen Hund. Die Ausbildung hat, meiner Meinung nach, nichts zu tun mit Freude. Das ist Drill und Abrichten, nicht Ausbilden und Freude bei der Arbeit haben.

  • Siehst du, das meine ich ja. In diesem Zusammenhang passt ja auch irgendwie der negative Beigeschmack von dem Wort als solchem. Aber die allgemeine Definition des Wortes sieht wohl etwas anders aus. Immer wieder lese ich, die Rasse xy neigt nicht zum Kadavergehorsam. Nach deiner Definition dürfte wohl keine Rasse dazu neigen. Ich denke, die allgemeine Difinition geht einfach dahin, dass Hunde mit gutem, oder sollte ich sagen, bedingslosem Gehorsam, Hunde mit Kadavergehorsam sind. Eben Hunde, wie ich sie oben beschrieben habe, Hunde, die arbeiten wollen. Und dazu passt es doch einfach nicht. Aber immer wieder erlebe ich es, dass Hunde, "nur" weil sie Kommandos gerne, zügig und ohne "Diskussion" ausführen, als Hunde mit Kadavergehorsam bezeichnet werden. Und ich mag meine Hunde ehrlich gesagt nicht gerne als solche bezeichnen lassen, nur weil damals mein Collie und heute Josh genauso wie ich Spaß an der Arbeit haben. Eben darum, weil ich Kadavergehorsam genauso wie du definieren würde.
    Das wollte ich damit nur sagen.

  • Hier mal eine Definition aus dem Wikipedia:


    Zitat

    Die Ausdrücke blinder Gehorsam und Kadavergehorsam bezeichnen einen selbstaufgebenden Gehorsam, der den eigenen Tod nicht ausschließt; im Allgemeinen umgangssprachlich ein stoisch kritikloses Abhandeln von Anweisungen sowie bedingungslose Ergebenheit (vgl. Resignation).


    Ich habe einen Hund, der sich für mich umbringen würde. Der würde unreflektiert alles tun, was ich ihm sagen. Nein, es ist keiner meiner Border Collies, es ist der Altdeutsche Hütehund!


    Ich kann dem nichts abgewinnen. Wenn ich jetzt mal von der Ursprungsaufgabe dieser Rasse ausgehe, dann ist das auch nicht Zuchtziel. Der Hund soll zwar auf meine Anweisung arbeiten, dabei aber durchaus sein Hirn einschalten und Gefahren z.B. einschätzen.


    Noch Extremer kommt es bei den Border Collies zum Tragen. Ein Unwissender könnte sie als die "Kadavergehorsamen" schlechthin bezeichnen. Sie führen alles sofort und umgehend aus... im Alltag!
    Wenn man jetzt mal einen Blick auf ihr Arbeitsgebeit wirft, erkennt man leicht, warum diese Hunde sooo leicht zu beeinflussen sind und die dauernde Bereitschaft der Mitarbeit zeigen. Am Vieh steht ein solcher Hund extrem hoch im Trieb, genauso wie Jagdhunde bei der Arbeit. Nun muss ich aber einen solchen Hund auch noch auf hunderte Meter Entfernung präzise lenken können. Trotzdem soll der Hund "ungehorsam" sein, wenn dadurch eine Gefährdung z.B. gegenüber dem Vieh auftreten könnte.
    Diese Hunde müssen also ein sehr hohe Bereitschaft mitbringen, für den Menschen etwas zu tun.


    Der Spitz soll genau das ja nicht tun. Der soll ja selbst entscheiden und nicht erst auf das Kommando des Menschen hin. Er soll nicht dauernd "Rücksprache" halten.


    Ich sehe bei keiner Hunderasse einen Sinn im Kadavergehorsam.


    Viele Grüße
    Corinna

    Du begegnest vielen Geschöpfen in deinem Leben, aber nur wahre Freunde hinterlassen ihre Spuren in deinem Herzen.

  • Hallo Corinna,


    danke für deine Ausführungen.
    Mir geht es darum: Hat ein Hund, der mit Freude arbeitet, Dinge erlernt, einen Kadavergehorsam? Ich sehe die Definition genauso wie du, jedoch höre ich im Alltag immer wieder eine andere Definition. Lt. diesen Menschen ist ein "gut hörender" Hund schon ein Hund mit Kadavergehorsam. Und das sehe ich einfach anders. Josh lernt sehr gerne und wäre todunglücklich, wenn ich nicht mit ihm arbeiten würde. Von bedingunsloser Ergebenheit ist dabei aber keine Spur.

  • Zitat

    Original von Mela


    Mir geht es darum: Hat ein Hund, der mit Freude arbeitet, Dinge erlernt, einen Kadavergehorsam?


    Hallo Mela,


    ganz kurz und zackig - NEIN !


    Ein Hund, der aus Freude und Liebe zu seinem Menschen arbeitet - und da ist es für mich persönlich jetzt nicht wichtig, was er arbeitet bzw. erlernt - ein solcher Hund hat niemals den Gehorsam eines " toten Kadaver´s ". Und nichts anderes verbinde ich mit dem Wort Kadavergehorsam - nämlich toter Gehorsam bzw. Gehorsam eines abgetöteten Individuum´s. Eines Individuum´s also, dessen Willen und Geist gebrochen bzw. zerbrochen wurde und das nur noch funktionert wie eine Maschine.


    Viele Grüsse von Martina und den drei Wunderpelzen ohne Kadavergehorsam - oder : Wie der Herr so´s Gescherr ;)

    Viele Grüsse von Martina
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    **** Vier leuchtende Sterne auf immer in unseren Herzen ****



    " Wir schenken unseren Hunden ein klein wenig Zeit.
    Dafür schenken sie uns alles, was sie uns zu bieten haben.
    Es ist zweifellos das beste Geschäft, was der Mensch je gemacht hat "


    (Roger Andrew Caras)


  • Danke!
    Da bin ich aber froh, dass nicht ich alleine es so sehe.


    Zitat

    Original von Martina




    Viele Grüsse von Martina und den drei Wunderpelzen ohne Kadavergehorsam - oder : Wie der Herr so´s Gescherr ;)


    :D

  • Lernen - das ist ein großer Teil der Seinsbestimmung eines jeden Lebewesens!


    Jeder von uns - egal ob Hund oder Mensch - lernt immerzu! Lernt gerne, und lernt meistens mit Begeisterung und Hingabe! Und wenn's das Falsche ist ... :D


    "Gehorsam" um des Gehorsams willen - hat keiner gerne!


    "Zu Lernendes" mit "Gehorsam" zu verbinden - ist eine Kunst! Läßt Vieles offen, kann nicht tausendprozentig sein!


    Kadavergehorsam - ist dumm und brutal und hat nix mit dem Ideal des Lernens zu tun!


    Liebe Grüße