Hallo Spitzfreunde,
immer wieder geht es um "artgerechte Haltung", "artgerechte Fütterung", "artgerechte Ausbildung" ...
So ganz klären werden wir das wohl nicht bis ins Letzte. Aber ich bin hier noch mal drauf gestoßen worden, weil es um Fütterung ging: Wann? Wie oft?
"Selbsterhaltung" und "Arterhaltung" sind die beiden obersten Prinzipien eines Individuums im Rudel, die Triebe und die Vervollkommnung von Fähigkeiten und Fertigkeiten funktionieren unter dieser Prämisse.
"Artgerecht" erjagen sich alle Beutegreifer ihre Beute, teilen dann ihr Fressen auf, schlagen sich den Wanst voll und halten es dann wieder eine entsprechend lange Zeit "ohne" aus. Dazwischen wird an Knochen und an Hufen genagt und an Häuten geknabbert (Zorbas hat mal einen Widschweinbalg aus dem Wald mitgenommen, bis nach Hause geschleppt und dann im Garten Borsten genagt - lecker! :P) Und dann geht's wieder los: Das Rudel geht jagen, nimmt große Anstrengungen auf sich, verfehlt nicht selten das Jagdziel, übt sich in Geschick, Koordination, Jagdtechnik und ortsangemessenen Taktiken. Das Rudel stimmt sich bei diesem Vorgehen immer besser aufeinander ab und verfeinert seine körperlichen und sozialen ! Kompetenzen, das Individuum lernt, erweitert seinen (geistigen) Horizont, erwirbt immer bessere Feinabstimmung auf die Rudelmitglieder.
Artgerechtes Füttern heißt die Berücksichtigung der Biologie und der sozialen Funktion des Fressens.
Also: Der als Haustier "gehaltene" Hund erhält anders als das Wildtier Wolf seine tägliche Ration, und zwar so, dass er in seiner Bewegung (die ihm durch den Rhythmus des Halters aufgezwungen wird) nicht durch einen vollen Wanst beeinträchtigt wird. (Nach dem Fressen schlafen die Caniden!) Niemals sollte die Ration so bemessen sein, dass der Hund aus Langeweile frißt und frißt und dabei dick wird, an Vitalität und Beweglichkeit verliert.
Außerdem tut es dem Hund gut, wenn er sich einen Teil des Fressens erarbeiten muss. Ein Hund, der nicht arbeitet, der keine "Ziele" im Leben hat, lebt ein langweiliges Leben, begibt sich vieler seiner guten Fähigkeiten - nicht zuletzt der sozialen Fähigkeiten - und schöpft seinen Geist und seinen Körper nicht aus.
Ein Hund jedoch, der für sein Fressen etwas tun darf, schöpft seine Fähigkeiten aus und erweitert sie, er erlebt den Stolz auf die eigene Tüchtigkeit und gibt seinem Leben einen Sinn.
Meine Hunde müssen sich üblicherweise ca. 25 Prozent ihres Fressens verdienen, indem sie alles Mögliche tun: vom "Pfötchengeben" bis zum schönen "Fuß" oder Bällchen apportieren: Diese Dinge werden über Fressen aufgebaut, und wenn sie etwas können, dann kommt was anderes dran. Wenn wir spazieren gehen, werfe ich "Streufährten" - d.h. ich werfe kleine Futterstücke ins Gelände, sie müssen sie dann erschnüffeln und finden. Ich helfe auch ein bißchen beim Suchen - es macht riesig Spaß, und es festigt unsere Beziehung. Natürlich finden die Futterstücke auch in der Ausbildung Anwendung, und wen ich einen Tag nichts mit ihnen gemacht habe - sind sie traurig. Nicht, weil sie so wenig Fressen bekommen. Sondern weil sie nichts zu tun bekommen.
Grüßlis