Aggression gegenüber Kindern machen mir Sorgen

  • Hallo,


    meine Mia ist jetzt 13 1/2 Monate alt (ein weißer Mittelspitz /Japan-Spitz). Wir wohnen zusammen mit einer weiteren (sehr freundlichen und ruhigen) Samojedenhündin, die jetzt gerade 6 Jahre alt wurde. Vor unserem Häuschen ist ein recht großer Garten, den wir eingezäumt haben. Es handelt sich um ein Eckgrundstück, an dem häufig Menschen und Kinder auf dem Schulweg vorbeikommen.


    Hier wacht Mia und verbellt alles was vorbeiläuft. Ich hole sie dann immer rein ins Haus, aber sobald sie wieder raus darf, wird erneut bewacht. Besonders vorbeigehende Kinder, Rollerfahrer, Lieferanten, usw machen sie ganz wild. Sie rast dann erbost bellend den Zaun in einem Tempo entlang, dass ich sie kaum einfangen kann. Bisher haben die Kinder immer gerne bei uns am Zaun die ältere Hündin begrüßt. Sie ist in der ganzen Nachbarschaft beliebt. MIa hingegen ist "die freche Zicke!".


    Damit kann ich umgehen, aber sie ist auch Leinenaggressiv (hier denke ich eher unsicher aggressiv). Bei anderen Hunden geht es allmählich besser und ich kann sie meistens ablenken oder umlenken. Sie mag auch nicht mit anderen Hunden spielen. Morgens gehen wir immer mit einer Hunderunde, es sind aber alles ältere Hunde, es ist ihr ein vertrautes Rudel, da gibt es keine Probleme. Wenn sie Hunde kennengelernt hat und man eine Weile zusammengeht oder steht wird es auch friedlich, wenn sie nicht bedrängt wird.


    Ich habe zwei Enkelinnen (5+7 J.) die wir regelmäßig besuchen und hier gibt es keine Probleme. Die spielen mit ihr und lassen sie in Ruhe, wenn sie genug hat. Da bin ich auch immer dabei. Jetzt hatte ich aber schon einige Male auf der Straße, dass sie auf jüngere Kinder losprechte und sie anknurrte. Gestern hat sie erstmals in meinem Beisein an der Leine nach Kindern geschnappt. Ein 8 jähriges Mädchen (sie kennt sie, es hat auch einen Hund) hat sich hingekniet und Mia ganz behutsam die Hand hingestreckt. Mia ist an der Leine hin, hat geschnuppert und unvermittelt geschnappt. Zum Glück konnte das Mädchen zurückweichen, aber der Schrecken war groß.


    Ich mache mir über diese Entwicklung große Sorgen. In der Hundeschule üben wir nur das übliche Sitz-Platz-Bleib. Hier habe ich keine kompetenten Ansprechpersonen. Dazu kommt auch dort das Vorurteil: ist halt ein Spitz!


    Ich weiß auch nicht wie ich im Raum Bonn einen wirklich erfahrenen Verhaltenstrainer finde. Ich verstehe dieses Verhalten nicht, ich versuche sie gut zu sozialisieren, sie auszulasten, usw. Aber ich komme bei einigen "Macken" nicht weiter.


    Liebe Grüße vom verunsicherten Frauchen von Mia

  • Liebes Mia-Frauchen,


    das Verhalten ist altersgerecht, nix Neues, pöbelhaft und muss abgestellt werden. Das geht nicht in 2 Tagen - aber es geht.


    Du schreibst, Du bist v erunsichert. Das wäre ich auch (ich bin es auch immer mal wieder, besonders was die weiterführende Ausbildung mit meinem Hovawart betrifft) - und eins ist klar: Wenn man selbst verunsichert ist, dann bekommt der Hund im Haus/an seiner Seite keine Sicherheit mehr "von oben", kein klares Bild - und sucht sich aus, was er machen will. Vorsichtshalber wird dabei meistens die eigene (hündische) Unsicherheit überspielt, indem sie "nach vorne" umgesetzt wird: eben nach Art der Caniden in Drohen, bellen, Scheinangriff und überhaupt: "Dicke tun".


    Ich pkädiere ganz allgemein dafür, junge Hunde, die sich gerne mal selbst spüren und ihre Kraft, ihren Einfluss auf ihre Umwelt spüren wollen, artgerecht zu beschäftigen. Dabei lernen sie selbstverständnlich auch Grundgehorsam - aber eben nicht nur und in der Hauptsache Grundgehorsam, sondern als Nebenprodukt von Auslastung, klarer Rangordnung und Orientierung am RF.


    Wir lieben die Vitalität und Lebensfreude unserer Hunde. Aber wenn sie kein Ventil hat - schlägt sie ins Gegenteil um. Sie wird dann zur Last und macht uns zu Recht Sorge.


    Daher: Ausbildung! Nicht "Erziehung" mit Pfui und still und lass das - sondern: Lern was, Hundi! Tu was Tolles für mich!


    Und sei Dir sicher, dass Du Rudelführer bist!


    Liebe Grüße

  • Danke für deine Rückmeldung. Ich versuche Mia Sicherheit zu vermitteln. Ich bemühe mich auch in der Körperhaltung (aufrecht und zielgerichtet gehen) auf der Straße darum. Auch in der Stimme bleibe ich fest und klar. Aber vielleicht spürt sie doch auch ein Quentchen Verunsicherung bei Begegnungen.


    Auch ums Auslasten bemühe ich mich. Mia ist sehr lauffreudig, ich habe jetzt angefangen, sie alle paar Tage kleine Strecken (max. 15 Min.) am Fahrrad laufen zu lassen. Ein kleines Stück am Dogrunner und dann frei. Wir machen fast täglich Futtersuche zuhause. Ich werfe auch öfters TF im Futterbeutel. Sie holt ihn dann, das Apportieren klappt so halbwegs. Letzte Woche habe ich eine Einführungsstunde im Reizangelträning gemacht. Das mache ich auch im Garten, aber höchstens 3-5 Minuten, weil es sonst zu anstrengend für Mia wird. Sie flitzt wie aufgezogen hinter dem Leckerchen (Pansen) hinterher. Das klappt auch mit Stoppen, sie warten lassen vor dem Pansen und dann auf Kommando weiter.


    Sie ist bei mir sehr verschmust und lässt sich auch gerne bürsten. Ich kann ihr auch immer das Futter wegnehmen, es sei denn sie ist draußen mal schneller entwicht. Sie hat mich noch nie angeknurrt. Die Aggression richtet sich immer gegen Fremde/Kinder/Hunde am Zaun und draußen. Wenn jemand den Garten betritt und Mia nicht bedrängt bzw sie nicht anfassen will, hört sie mit dem Bellen auch auf.


    Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, dass ich zunächst draußen unterbinden werde, dass jemand Mia anfasst, bzw streicheln will. Viele machen das im Vorbeigehen, so nach dem Motto, "ach die ist ja niedlich" und ich habe die Situation wohl auch unterschätzt. Wenn sie zuvor dann geknurrt hat, habe ich eher schimpfend gegenüber Mia reagiert. Sie mag es nicht und vielleicht ist das Schnappen jetzt die Folge, das ich sie nicht geschützt habe. Das sind aber manchmal so schnelle Momente, z. B. ein Hund will mit ihr spielen, läuft freudig auf sie zu und sie wird sofort "wütend" knurrt und schnappt nach dem Hund (egal wie groß er ist). Leid tut mir auch, dass in der Nachbarschaft richtig negativ über sie geurteilt wird. Einige Leute wechseln die Straßenseite wenn wir kommen.


    So, das wars erst mal.


    Trotzallem liebe Grüße an alle Spitze und deren Frauchen und Herrchen


    Mamu mit Mia

  • Hallo Mamu,


    der Spitz ist als Wachhund gezüchtet und Mia macht ihren Job - bewachen, melden und verjagen.
    Sie denkt, das Verjagen am Zaun mit ihrer Bellerei klappt tasächlich, weil die Leute ja weiter gehen.


    Da müßtest du wirklich bei ihr stehen bleiben und jeden Beller im Ansatz unterbinden.


    Aber wie du selber schon erkannt hast, ist es wirklich wichtig, dass Mia nicht mehr bedrängt wird und auch nicht ungefragt gestreichelt wird.
    Anderen Hunden gehen wir auch aus dem Weg, wenn diese unangeleint sind. Unsere Amie gerät sofort in Panik und geht nach vorne los, wenn ein Hund auf sie zuläuft.
    Ich bin da gar kein Freund von leinenlosen Hunden, die "das unter sich ausmachen"... da habe ich immer wieder Diskussionen mit uneinsichtigen Herrchen und Frauchen.
    Was aber auch bei "Zicken" gut klappt, sind gemeinsame Spaziergänge: erst vielleicht noch beide Hunde an der Leine, die Zweibeiner unterhalten sich, Hund wird ruhiger, dann geht das auch ohne Leine mit dem fremden Hund.


    Ich wünsch´ dir viel Geduld


    Spitzengrüße,
    Beate mit Mittelspitzrudel

    Warte nicht auf ein großes Wunder, sonst verpasst du viele kleine