Beisser...

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich nun meinen Kleinspitz Welpen, nun Name "Teddy" 13 Wochen, seit einer Woche habe, stellt sich dieser doch als arg ungezogener Bengel dar.
    Normalerweise müsste doch dieser Beisstrieb von der Mutterhündin abgewöhnt worden sein, nur anscheinend hat sich "klein Teddy" überhaupt
    nichts daraus gemacht. Schnauzengriff mit "Nein" kann ich vergessen, da ich seinen kleinen Rüssel kaum erwische. Kann mir jemand noch nützliche Tipps geben,
    bevor meine Extremitäten durch Milchzähne durchlöchert sind?


    LG John


  • Hallo John,


    die roten Pupillen sagen doch alles :evil::D dabei liegt er doch sooo brav im Körbchen :]
    Aber ich glaube, meine Welpen gehen auch nicht beißunlustig zu ihren neuen Besitzern....die Erziehung muß schon noch weiter gehen.
    Du hast Teddy nun erst eine Woche, ihr seid noch ganz am Anfang!


    Ich müßte euch zwei zwar in der Situation sehen, aber ich probier´s trotzdem mit allgemeinen Tipps:
    Wenn Teddy zum Spielen in deine Hand beißen will, nimm immer ein Spielzeug, in das er beißen darf.
    Die Hand lasse ihm gar nicht erst, wenn er dich dennoch beißen will, Spiel abbrechen,Hand weg ziehen und vom Hund weg drehen, also auch nicht mehr anschauen.
    Schrei beim Wegdrehen laut "aua". Er wird inne halten, was jetzt los ist, aber das muß er eben auch erst lernen. Bisher war er gewöhnt, dass Mama oder Geschwister zurück beißen, aber auch die fiepen, wenn es zu feste ist.
    Hört der Lauser gar nicht auf, oder hat dich gerade mal fest im Biß - z.B. Zeigefinger, dann drückst du mit dem Daumen gegen sein Unterkiefer, bis er locker lässt.


    viel Glück wünscht
    Beate


    Spitzengrüße,
    Beate mit Mittelspitzrudel

    Warte nicht auf ein großes Wunder, sonst verpasst du viele kleine

  • Manche beißen in dem Alter mehr - manche weniger!


    Beißen aber "müssen" sie - es ist ihre Art, sich die Welt anzueignen, sie zu "ergreifen" (was kleine Babies mit den Händen tun) und auch, Spannung abzulassen.


    Ein einziges Mal habe ich bei Welpen dieses Alters erlebt, dass dieses Beißen regelrecht "aggressiv" durchgeführt wurde, dass die Welpen ausflippten und nicht mehr ansprechbar waren, dass sie sozusagen "durchknallten" (Das war ein kompletter Wurf, und da stimmte das Nervenkostüm von A bis Z nicht).


    Schnauzengriff in dem Alter ist eh zuviel! Der Welpe ist übermütig, er tut weh, er wird mit Tabu-Kommando (Bei mir ist es: "PFUI IST DAS")weg geschubst (nachdem die Zähnchen aus dem Fleisch sind - versteht sich ;) ) und dann kriegt er einen Ersatz für die Hand, darf einen Moment mit einem Knoten spielen, mit mir am anderen Ende, dabei drehe ich ihn dann schon mal auf den Rücken, und dann bringe ich Ruhe in die Sache - meine Ruhe, durch meine Souveränität (nicht durch Kampfansagen wie Schnauzengriff etc.). Liegt er auf dem Rücken, "streichele" ich ihn "herunter"; ich nutze die Demutspose, um zu zeigen: "Alles ist gut!" Bleibt er brav und spannungsfrei liegen, darf er wieder ganz kurz spielen - zickezacke - und dann wird wieder Ruhe reingebracht, ggf. in Rückenlage mit Bäuchlein kraulen, vielleicht auch mit einem Stückchen gut rutschendem, nicht bröselnden Futter, das er sich aus meiner Hand heraus klauben darf (hängt von den Umständen ab, keinesfalls darf das Futter offen angeboten werden! Sinn ist, dass ich Herr des Futters bleibe und per geschlossener Hand "dosiere").


    Es ist das, was man beim erwachsenen Hund gerne sieht: Auf einen Fingerschnipp "ist er da" - und auf ein ruhiges Kommando hin ist er ruhig und - vertrauensvoll!


    Es erfordert Übung und Geschick, und innere Ruhe.


    Liebe Grüße

  • Hallo John!



    In einer Hundefamilie würde ein zu "übermütiger" Junghund schon recht drastisch abgestraft.
    Daher ist ein Schnauzgriff aus meiner Sicht nicht unbedingt falsch.


    Aber wenn Du/Ihr, wie Du schreibst, dafür zu langsam bist/seid, dann bleibt Dir nur, wie es Beate geschrieben hat, das Spiel, den Spaß zu beenden.


    Wenn ein verspielter Hund sich in seine Beißerei erst einmal hineingesteigert hat, dann ist ihm sein Verhalten gar nicht mehr bewußt, dann kann man ihn u.U. gar nicht mehr "herunterholen", als daß man ihn entweder völlig ignoriert oder selber "zurückbeißt"! ;)



    Alles Gute!


    Sebastian.

  • Hallo John,
    wie geht es Dir mittlerweile mit Deinem Nachwuchs?


    Ich habe noch mal bei L. David Mech nachgelesen, und auch so dies und das noch mal durchgeblättert.


    Die Dominanzregeln - so schreibt Mech 1999 nach seinen langjährigen Beobachtungen in Ellesmere - "beinhalteten Verteilen von Duftnoten und Futterbesitz und -übergabe." (Übersetzung von Ariane Breitkreuz)


    Über den "Überbiss" - sprich: Schnauzengriff - bei Welpen gibt's gar nichts zu berichten. Der kommt vor bei Jungtieren über einem Jahr bis 3 Jahre - falls sie dann noch im Rudel leben sollten, die meisten männlichen Jungtiere wandern vorher ab (denn sonst kommt es zu ernsthaften Auseinandersetzungen).


    Der Schnauzengriff leitet eine solche ernsthafte Auseinandersetzung ein. Er bedeutet - im Bewußtsein des Welpen - eine Kampfansage. Ein Welpe jedoch ist mit Kampfansagen psychisch überfordert und wird verstört reagieren.


    Was ein Welpe kennt, ist "gepackt" und weggeschubst werden. Ältere Welpen/Junghunde werden durch "Drüberstehen" und "Nageln" diszipliniert. Dabei beschnuppern die so Untergeordneten die Genitalien des Ranghöheren (egal ob männlich oder weiblich).


    Und vor allem kennt der Welpe seit seiner 1. Lebensminute: Rangordnung über Futtervergabe.


    Die Art und Weise der Futterverteilung entscheidet über den Rang im Rudel. Das ist leider in Vergessenheit geraten und wird viel zu wenig praktiziert. Menschen denken irgendwie viel "martialischer" als Wölfe bzw. Hunde, sie wollen immer irgendwelche körperlichen Maßnahmen ergreifen. Früher hat man "getreten", heute schwört man auf den "Schnauzengriff". Doch ein Welpe fühlt sich total bedroht, existentiell bedroht, wenn er sowas erfahren muss.


    Wenn meine Hunde zu rabiat miteinander werden - dann lege ich - recht sanft, ohne viel Druck - die Hand über die Schnauze. Wenn Frech-Mojo andere Hunde anmacht, seinen Kopf von mir weg dreht, die Ohren auf Durchzug stellt - dann komme ich ihm kurz über die Schnauze - aber nur, um ihn an was "zu erinnern", völlig ohne Druck. Und sofort gibt's wieder positiv besetzte Interaktion.


    Wenn mein Hund mir nicht mehr vertraut, weil er von mir Aktionen/Reaktionen kriegt, die er nicht versteht,dann habe ich mein größtes "Kapital" für unser harmonisches Leben verspielt.


    Was nicht heißt, dass ein erwachsener Hund nicht mal gehörig in den Senkel gestellt werden kann und darf!


    Aber er wird das umso weniger brauchen, je besser sein Rang konditioniert ist, und das läuft über Futter.


    Liebe Grüße

  • Hallo Leona,


    Sorry hab Deinen Beitrag eben erst bemerkt, und danke dafür! :)


    Ja, mittlerweile kriegt sich das alles so langsam ein, die Beisserei ist wesentlich besser geworden, wenn er beisst schubs ich ihn einfach weg, Pfui, und ignorrier ihn, dass passt ihm gar nicht, drum lässt ers immer öfter. Das mit Futter in der Hand und "schnippen" ist erstaunlich, er kann jetzt schon "Sitz"
    und Pfote geben, auch das mit der "Biselei" wird. Jetzt im Winter untertags kommt er so 5 mal raus, und letztmals ca. um 22:00. Wenns am Tag mal dazwischen pressiert geht er brav auf sein Hundeklo, ebenso nachts mal wenn es drückt. Tja, das werd ich so lange machen bis er halt nicht mehr so oft muss, und seine Mini-Blase alles besser ab kann. Ansonsten ist eben "Dauerbeobachtung" angesagt, sonst wird die Liste der demolierten Sachen immer länger, dass ist bei den kleinen Rackern eben so. Man merkt halt gewaltig wenn man so lange ein Team wie ich und mein "seelig" Mungst war, es bedurfte keines Tadels, hier ist es eben noch anders, aber mit viel Geduld und Liebe wird auch "Teddy" ein "Superspitz"


    LG John


  • Man merkt halt gewaltig wenn man so lange ein Team wie ich und mein "seelig" Mungst war, es bedurfte keines Tadels, hier ist es eben noch anders, aber mit viel Geduld und Liebe wird auch "Teddy" ein "Superspitz"


    Ja! Das wird er! :)


    Der gute Mungst war halt Dein Spitz - Dein guter Begleiter, an dem Du alles misst - aber Teddy wird Dich lehren, dass er jemand anders ist ;)


    Man wächst mit der Aufgabe, ist es nicht so? Und auch Dein Teddy - wächst mit den (kleinen) Aufgaben, die das Leben für ihn bereit hält, weil Du sie ihm stellst!


    Eine gute Partnerschaft wünscht Euch


  • Aber er wird das umso weniger brauchen, je besser sein Rang konditioniert ist, und das läuft über Futter.


    Hei,


    Leonas Beitrag zu diesem Thema find ich persönlich sehr gut!
    Aber wie ist der zitierte Satz zu verstehen, wenn der Hund erwachsen ist und sich sein Futter selbst beschaffen kann? Schmackhafte Mäuse gibts eigentlich überall.
    Bleibt die beim Welpen über Futter konditionierte Rangordnung bestehen oder weicht sie sich dann auf? Oder tritt evtl. nach der Welpenzeit was Anderes in den Vordergrund?


    Gruss Conni

  • Leona
    Sehr schön getroffen und formuliert! :thumbsup:



    @Conni

    Zitat

    Schmackhafte Mäuse gibts eigentlich überall.

    Nachdem ich wohl auch Teil der Rangordnung bin, frage ich mich wie ich das wohl verstehen soll te1uf2ely



    LG John


  • @Conni

    Nachdem ich wohl auch Teil der Rangordnung bin, frage ich mich wie ich das wohl verstehen soll


    Zähl mal nach, ob Du noch alle Zehen am Fuß hast ... te1uf2ely


    Hallo Conni,


    grundsätzlich steht und fällt das soziale Leben im Rudel natürlich mit den harmonischen Beziehungen innerhalb des Rudels, die wiederum sind rangordnungsgeprägt (aber nicht nur, bzw. es gibt auch Kriterien wie "Arbeitsteilung" und geschlechtsspezifische Aufgabenbereiche etc).


    Wenn Du ein "wildes" Rudel hast, dann schert es kein erwachsenes Mitglied, wenn einer mal 'ne Maus erwischt. Die Maus wird nicht unter den Erwachsenen "aufgeteilt", sie wird verschluckt, bestenfalls an Welpen weitergegeben, aber das weiß ich nicht. Füchse verteilen Mäuse an ihre Jungen, ja. Aber Wölfe? Ich glaube eher selten, hängt wahrscheinlich vom Futterangebot insgesamt ab. Die wenigsten Wölfe werden sich wohl im Normalfall mit Mäusen lange aufhalten.


    Bei der Futterzuteilung im Wolfsrudel geht's um das gemeinsam erjagte Wild, ist schon klar, und das ist natürlich der Unterschied zu uns und unseren Hunden: Wir gehen ja nicht gemeinsam jagen! Wenn wir ein Wildschwein sehen, mein Hund und ich, dann schlagen wir schön brav eine andere Richtung ein, und wenn einer von uns beiden auf dem Spaziergang 'ne Maus fängt und fißt - dann ist das immer mein Hund - das hat er mir voraus, jawoll! ;)


    Also 1 : 1 können wir das Rudelvorbild nicht übernehmen.


    Zitat

    Bleibt die beim Welpen über Futter konditionierte Rangordnung bestehen oder weicht sie sich dann auf?


    Sie wird von den unteren Rängen lebenslänglich akzeptiert, von den "starken Charakteren" u.U. immer wieder infrage gestellt ...


    Wie das jetzt in jedem einzelnen Rudel aussieht, mag ja immer wieder unterschiedlich sein, hängt auch von der Größe des Rudels und vom Geschlecht der nachwachsenden Jungtiere ab. Die Alpha-Wölfin hat sehr wohl Stress, sich auf ihrem Platz zu behaupten. Der männluiche Alpha wird in seiner Position herausgefordert, wenn er schwächelt, nicht mehr für die Sicherheit des Rudels sorgen kann (und je nach Lage der Dinge wird er auch schon vorher herausgefordert). Solange nur ein Tier im Rudel seinen Rang angreift - mag er das noch locker hinkriegen, und zwar durch "Posen", durch das Demonstrieren bestimmter Vorrechte (z.B. mag er sagen, dass dieses eine Eichenblatt "sein" Blatt ist und dass da keiner dranzugehen hat etc; laut Aldington wird Position geschaffen über Versorgung und Führung des Rudels sowie seiner Verteidigung und demonstriert bzw. gehalten über Tabu-Setzungen für die Rudelmitglieder, die z.B. nicht an einen bestimmten Platz gehen dürfen und nicht an einem bestimmten Stück Holz schnuppern dürfen etc.)


    Vorrechte müssen jedoch nicht kämpferisch durchgesetzt werden; es reichen "Gebärden", Körpersprache, Mimik, angefangen beim Stand und der Haltung von Rute und Kopf bis hin zum Drohen über Lefzenkräuseln etc.


    Gerade deshalb sind unsere Hunde ja auch so "sozial": Weil sie selbst eine ausgefeilte Mimik haben und es genetisch mitbringen, eine unglaubliche Fülle von feinen Regungen in (unserer) Mimik und Körperhaltung zu "lesen" und auch einzuschätzen.


    Also nur Futter in der Hand halten und verteilen - das macht noch keinen guten "Rudelführer", da ist viel viel mehr an Interaktion. Dennoch ist es grundlegend, dass der RF für 1. Sicherheit und 2. genug Fressen sorgt. Ins Maul gestopft wird allerdings keinem das Fressen! Jeder muss was dafür tun!


    Grüße