Noch eine traurige Hundegeschichte

  • Der treue Hofhund Rolf



    Kürzlich wanderten meine Gedanken zurück in die Zeit der letzten Kriegsjahre, als ich damals Soldat war.


    Mein Bruder Karl war nicht eingezogen worden, weil er eine Verletzung an seiner Hand hatte, und so blieb er zu Hause in Ostpreußen, um unsere kleine Landwirtschaft weiter zu führen.


    Neben einigem Vieh hatten wir auch einen Hund, unsern Rolf. Nicht reinrassig, aber er war ein guter, treuer Hund. - Wenn meine anderen Brüder und ich Urlaub bekamen und nach Hause gefahren sind, hatte er jeden von uns stets freudig wiedererkannt.


    Wenn mein Bruder Karl mit dem Pferdewagen zur Arbeit auf dem Felde fuhr, lief unser Rolf den ganzen Weg unter dem Wagen mit, um bei meinem Bruder sein zu können.


    Wollte mein Bruder in die Kreisstadt, um Besorgungen zu machen, musste der Hund zu Hause angebunden werden, um zu verhindern, dass er ihm den weiten Weg nachgelaufen wäre.


    1943 wurde auch mein Bruder Karl zum Militär eingezogen, aber unser Rolf konnte natürlich nicht mit ihm gehen und musste sich damit abfinden. So verging die Zeit, als plötzlich nach etwa einem Jahr unser Hund aus unerklärlichen Gründen zu heulen anfing. Es war ein jämmerlich klagendes Heulen, das überall im Dorf zu hören war und nicht enden wollte.


    Nach ein paar Tagen kam unser Dorfgendarm zu uns und fragte meine Mutter, ob er den Hund nicht erschießen solle, um dem Geheul ein Ende zu machen. Aber natürlich durfte er unseren treuen Hund nicht töten, und Rolf heulte weiter.


    Mit einem Mal jedoch hatte Rolf dann sein Heulen eingestellt, und wir hatten scherzhaft gemeint, dass der Hund wohl die Worte des Gendarmen verstanden haben könnte, und nun aus Vorsicht lieber still sei.


    Ein paar Tage später bekam meine Mutter dann die Benachrichtigung, dass ihr Sohn Karl im Kampf für das Vaterland gefallen sei! -Und unser Hund Rolf blieb von da an stumm und hatte nicht mehr geheult!


    Der Krieg ging zu Ende, und meine Mutter, der die Flucht in den Westen nicht gelungen war, lebte zunächst einige Jahre in einem Altersheim. Schließlich bekam sie die Genehmigung auszureisen und wohnte dann bei mir und meiner Familie. Da haben wir uns einmal über das seltsame Verhalten unseres Hundes Rolf unterhalten, und meine Mutter sagte:


    "Der Rolf wusste, dass Karl gefallen war und hatte um ihn getrauert!"



    Der Hund Rolf blieb übrigens nach der (missglückten) Flucht meiner Großmutter und ihrer Tochter auf dem Hof zurück (sie kamen nur einige Ortschaften weit wegen Deichselbruchs am Fuhrwerk). Der polnische Landarbeiter, der für meine Großmutter gearbeitet hatte, nahm den Hund zu sich nach Hause.



    Als ein paar Jahre später meine Tante in diesen Ort kam, um ihren ehemaligen Helfer zu besuchen, wurde sie von dem Hund Rolf erkannt und freudig begrüßt.


    Er konnte sich gar nicht mehr beruhigen vor Wiedersehensfreude, brach schließlich zusammen und war tot.

  • Hallo Horst,
    eine wircklich traurige Geschichte.
    Es ist ja bekannt das Hund um ihren Herrn trauern und am Grab gelegen haben und tagelang nicht vom Grab weggegangen sind.
    LG Margret

  • Wenn wir Menschen wüßten, wie Nahe uns manchmal unsere Tiere sind, ich glaube, so mach einer hätte eine andere Einstellung zu Tieren.


    Gruß


    Horst

  • Meine ganze Liebe gehört ja, wie ihr wißt, dieser Sorte "Hofhund", "Arbeitshund". Der Spitz gehört absolut dazu!


    Ich liebe diese Hunde, weil sie ein starkes Herz haben wie keine anderen - sie sind einzigartig!


    Die Geschichte von Rolf ist sehr traurig. Aber sie ist auch ein "Hohes Lied" auf diese wunderbaren, wunderbaren Hunde!