Gesundheitsrisiko durch importierte Hunde

  • Hier eine Dissertation zum Thema
    Reisetiermedizinisch und epidemiologisch wichtige Arten der kaninen Parasitenfauna in europäischen Anrainerstaaten des Mittelmeeres und in Portugal für Hunde in Deutschland


    Sicher für Leute, die nicht gewohnt sind, Dissertationen zu lesen, etwas schwierig - dann einfach die Zusammenfassung am Ende lesen!


    Nach dem Lesen dieser Dissertation stelle ich fest, dass meine Vorstellungen zum Krankheitsimport durch ausländische Hunde nicht nur für unsere einheimischen Hunde, sondern auch für uns Menschen bei Weitem übertroffen werden. Da bleibt mir fast die Spucke weg!


    Ein Teil der Errreger hat sich nämlich schon bestens hier eingerichtet und demnächst werden sich dann wohl die Herzwürmer hier erst mal richtig ausbreiten.
    X(

  • Es sieht schon beim Menschen anders aus. Natürlich werden auch hier durch Reisen und Migration Krankheiten ausgebreitet, aber im Großen und Ganzen ist es Möglich, solche Gefahren zu erkennen und ihnen zu begegnen, weil in der Humanmedizin epidemiologische Erhebungen anders gehandhabt werden.
    So ist beispielsweise bekannt, dass sich unter den Nichtsesshaften, sowie in Osteuropa recht resistente Stämme der Tuberkulose ausbreiten und die klassischen Geschlechtskrankheiten Gonorrhoe und Lues, ebenfalls beide mit sehr resistenten Stämmen, wieder im Vormarsch sind.


    Dagegen werden in Kleintierpraxen i.d.R. keine epidemiologischen Erhebungen durchgeführt, nicht mal epidemiologische Ursachenforschung betrieben. Die Organisationen, die Hunde und Katzen aus Südeuropa für viel Geld (und damit lässt sich inzwischen eine Menge Geld verdienen) hier nach Deutschland holen, verharmlosen diese Gefahren nicht nur, sondern geben auch vor, Schutzmaßnahmen dagegen durchzuführen, die in der Praxis allerdings völlig unzureichend sind.


    Wie das dann in der Realität aussieht, da können Petra und Detlef Dir sicher ein Lied drüber singen. Deren Hunde haben sich nämlich dauernd an den von unserem ehemaligen Admin Sören aus Spanien angeschleppten Hunden angesteckt. Die waren lt. Sören auch alle "untersucht und geimpft".


    Es geht ja hier auch inzwischen nicht mehr um vereinzelte Tiere, sondern um regelrechte Massenimporte.

  • Zitat

    Original von Arche
    Es sieht schon beim Menschen anders aus. Natürlich werden auch hier durch Reisen und Migration Krankheiten ausgebreitet, aber im Großen und Ganzen ist es Möglich, solche Gefahren zu erkennen und ihnen zu begegnen, weil in der Humanmedizin epidemiologische Erhebungen anders gehandhabt werden.


    dem würde ich widersprechen wollen. der Hygienestandard ist zwar hier und heute ein anderer und in der Humanmedizin sitzen auch die Forschungsgelder naturgemäß lockerer. man kann mit Behandlungen und diversen Mittelchen schließlich eine Menge Geld verdienen. aber ich denke nicht, daß es für Menschen weltweit prinzipiell weniger Parasiten, Kranheiten und Ansteckungsmöglichkeiten gibt.


    wie sieht es beispielsweise aus mit AIDS? wo kommt das HIV her? wie breitet es sich aus? wie entwickeln sich resistente Tuberkulose und Hepatitisformen an Immungeschwächten und wie breiten sich diese dann wiederum aus? was bringen epidemiologische Untersuchungen, wenn AIDS samt Folgeerkrankungen weder in der Ausbreitung noch in ihrer todbringenden Symptomatik zu stoppen sind?


    und darf ich Dich an Deine Ausführungen über die Einschleppung der Malaria tropica nach D erinnern?


    Zitat

    Original von Arche
    So ist beispielsweise bekannt, dass sich unter den Nichtsesshaften, sowie in Osteuropa recht resistente Stämme der Tuberkulose ausbreiten und die klassischen Geschlechtskrankheiten Gonorrhoe und Lues, ebenfalls beide mit sehr resistenten Stämmen, wieder im Vormarsch sind.


    das hast Du sehr schön formuliert :D


    ich kann mich aber daran erinnern, daß durch unsere Migration und Fernreisen ganze Indianer-Stämme schwer an den Masern erkrankten und quasi 'ausgerottet' wurden, weil ihr Immunsystem diese Krankheit noch 'nicht kannte'.


    ich kann mich genauso an einen Dokumentarfilm über Seßhafte im schönen Westen (Ostküste der USA) erinnern, die sogar inhaftiert wurden, damit sie einer Zwangsantibiotika-Behandlung unterzogen werden konnten (ich glaube es ging um multirestente Tuberkulose-Stämme und um die Verletzung der Grundrechte dieser Menschen!?). Die Grundproblematik hier war und ist aber, daß jede Schnupfnase Antibiotika verschrieben bekommt, daß Antibiotika-Behandlungen begonnen und dann zu früh abgebrochen werden, daß in der Tiermast Antibiotika reichlich und rein prophylaktisch eingesetzt werden, daß Klärschlamm auf unserem Salat landet und so auf lange Sicht multiresistente Stämme heranselektiert werden. wer fürchtet sich da noch vor Antibiotika-Markern in den GVPs? :D ich nicht!


    mein Gott, ich darf nicht so viel über diese ganzen Parasiten und Krankheiten lesen und schreiben, sonst nehme ich mir noch vollends meinen Pschyrembel zur Hand und lege gleich mich wieder in's Bett. fühle ich mich schon ganz krank... :(

  • Hallo Helga!


    Zitat

    Original von Helga
    dem würde ich widersprechen wollen. der Hygienestandard ist zwar hier und heute ein anderer und in der Humanmedizin sitzen auch die Forschungsgelder naturgemäß lockerer. man kann mit Behandlungen und diversen Mittelchen schließlich eine Menge Geld verdienen. aber ich denke nicht, daß es für Menschen weltweit prinzipiell weniger Parasiten, Kranheiten und Ansteckungsmöglichkeiten gibt.


    Da will ich Dir in keiner Weise widersprechen!
    ([URL=http://www.rki.de/cln_006/nn_335538/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2005/35__05,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/35_05]Epidemiologisches Bulletin (des RKI), Reiseassoziierte infektionsbedingte Erkrankungen im Jahre 2004[/URL],
    Alte und neue Infektionskrankheiten)
    Es gibt natürlich reichlich Infektionsmöglichkeiten, die man nur schwer unterbinden kann. Da bleibt nur die Möglichkeit, an den Verstand der Leute zu appellieren und der ist nun mal nicht so ganz gleichmäßig verteilt! :rolleyes:


    Zitat

    Original von Helga
    wie sieht es beispielsweise aus mit AIDS? wo kommt das HIV her? wie breitet es sich aus? wie entwickeln sich resistente Tuberkulose und Hepatitisformen an Immungeschwächten und wie breiten sich diese dann wiederum aus? was bringen epidemiologische Untersuchungen, wenn AIDS samt Folgeerkrankungen weder in der Ausbreitung noch in ihrer todbringenden Symptomatik zu stoppen sind?


    Das HIV ist ein mutiertes Affenvirus und stammt aus Afrika. Die Durchseuchung ist dort nach wie vor weltweit auch am stärksten. Der wohl wichtigste Hintergrund für die Ausbreitung ist Armut, gefolgt von mangelnder Aufklärung und Ausnutzung der Armut insbesondere durch Westeuropäer (Sextourismus).


    Speziell in D müssen als Hauptverbreitungsgründe für sexuell übertragbare Krankheiten Prostituierte aus Osteuropa ([URL=http://www.rki.de/cln_006/nn_335538/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2005/26__05,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/26_05]Epidemiologisches Bulletin (des RKI) - Syphilis in Deutschland 2004[/URL]) und Kondom-Müdigkeit (Machismo: "ICH benutze doch kein Kondom!!!") angesehen werden. Dadurch bedingt werden wir in den nächsten 10 bis 15 Jahren auch eine erneute Zunahme des Cervix-Ca (Gebärmutterhalskrebs) erleben, der extrem bösartig ist (rel. junge Frauen mit geringer Überlebenschance) und sich als "Huckepack-Infektion" mit HPV (Humanes Papilloma Virus) mit der Gonorrhoe verbreitet.
    Die (multi)resistenten TB--Stämme und Hepatitiden haben unter Immungeschwächten eine überwiegend infauste Prognose, was man in gewissem Umfang natürlich als selbstlimitierend ansehen muss.


    Sicher, wenn man will, kann man das Ganze als darwinistischen Prozess verstehen. :rolleyes:


    Zitat

    Original von Helga
    und darf ich Dich an Deine Ausführungen über die Einschleppung der Malaria tropica nach D erinnern?


    Bei der hiesigen Manifestation der Malaria tropica spielt Einschleppung so gut wie keine Rolle, sondern primär Klimaveränderung, da es sich um eine obligate Zoonose handelt! (Habe ich da irgendwas missverständlich formuliert?)


    Zitat

    Original von Helga
    ich kann mich aber daran erinnern, daß durch unsere Migration und Fernreisen ganze Indianer-Stämme schwer an den Masern erkrankten und quasi 'ausgerottet' wurden, weil ihr Immunsystem diese Krankheit noch 'nicht kannte'.


    Sollte man aber nicht genau daraus lernen?


    Zitat

    Original von Helga
    Die Grundproblematik hier war und ist aber, daß jede Schnupfnase Antibiotika verschrieben bekommt, daß Antibiotika-Behandlungen begonnen und dann zu früh abgebrochen werden, daß in der Tiermast Antibiotika reichlich und rein prophylaktisch eingesetzt werden, daß Klärschlamm auf unserem Salat landet und so auf lange Sicht multiresistente Stämme heranselektiert werden. wer fürchtet sich da noch vor Antibiotika-Markern in den GVPs? :D ich nicht!


    Ich kann mich Dir da uneingeschränkt anschließen (Wie Antibiotikaresistenzen vermieden werden können - Überzeugungsarbeit oder Zwang?) und möchte das Ganze sogar noch ergänzen:
    Es geht nicht mal nur um Antibiotika, sondern ebenso sehr um die Freiverkäuflichkeit von Virustatika wie z.B. die Präparate Aciclovier(R) oder Zovirax(R), die viele Leute gedankenlos gegen Bagatellinfektionen wie Herpes labialis (Lippenherpes) kaufen und rel. regelmäßig benutzen. Dies ist insofern mehr als bedenklich, als Virustatika allgemein nur in äußerst begrenzter Menge zur Verfügung stehen und sich auch hier Resistenzen entwickeln, was im Endergebnis dazu führt, dass diese wenigen Visrustatika dann bei wirklich (lebens)gefährlichen Virus-Erkrankungen nicht mehr greifen. Der alternative Einsatz von Interferonen ist nicht nur teuer, sondern ebenfalls nur sehr begrenzt möglich.


    Nein, ich denke nicht, dass wir uns alle zuhause verbarrikadieren müssen! Aber ich halte zum Einen weitere durchgreifende gesetzliche Maßnahmen für sinnvoll (Verbot der Freiverkäuflichkeit von Virustatika, Beschränkungen der Antibiotikaabgabe, bessere Überwachung des Antibiotikaeinsatzes in der Tiermast, Quarantänevorschriften für die Einfuhr von Tieren etc.pp.), zum Anderen das Einschalten des Verstandes bei Tierschützern und denen, die sich als solche bezeichnen!


    Es kann doch nicht sein, dass man sagt "Wir haben sowieso schon eine Menge Infektionsrisiken, da kommt es auf weitere nicht an", bzw. einfach die Augen vor solchen Tatsachen verschließt! Das heißt doch nix anderes, als den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen!


    Sollte Tierschutz nicht die Gesundheit unserer eigenen Tiere und unser selbst einschließen, bzw. berücksichtigen?

  • Halo Spitzfreunde
    Ich habe auch vor ein paar tagen eine Frau getroffen, die einen Hund aus Spanien bekam als er noch klein war.Als er mit 9Jahren sehr krank wurde, stellte die TÄ (die auch zufällig meine TÄ ist) fest, das die Herzklappen von einem Herzwurm zerfressen waren,was zuvor von
    keinem anderen TA erkannt wurde. Er lebte also jahreleng mit diesem parasiten.

  • Das muss ich jetzt mal loswerden...
    Als wir vor 8 Jahren unsere Kira aus Italien mitnahmen, waren wir dort sofort bei einem TA, der uns genau alles erklärte, die Impfungen vorwies usw.
    Unser erster Gang in Deutschland war zu einem TA, der sie gleich untersuchte und sie behandelte als hätte sie und wir die Pest. Ich war total geschockt! Damals war ich total unerfahren, lies die Behandlung über uns ergehen und wechselte dann den Ta. Der ging doch ganz anders mit der Sache um, machte noch weitere Untersuchungen und bescheinigte mir, dass alles in Ordnung sei.
    LG
    Tanja

  • Hallo Tanja!


    Mir geht es nicht darum, dass ich bei ausnahmslos jedem Hund der Ansicht bin, dass er wie ein Überträger der Pest behandelt werden solle.


    Aber es ist nun einmal so, dass im Mittelmeerraum andere Krankheitserreger verbreitet sind als hier. Diese Krankheitserreger darf man nicht gedankenlos hier einschleppen, weil sie sich z.T. auch hier häuslich niederlassen können und eine erhebliche Gefährdung für uns selbst, unsere Kinder und natürlich auch unsere Tiere darstellen. Die Leishmaniose können, ebenso wie einige weitere Krankheiten beispielsweise auch Menschen bekommen. Die viszerale Leishmaniose endet nicht selten tödlich.


    Leider kennen sich viele Veterinäre hier nicht oder nicht ausreichend mit dem südeuropäischen Krankheitsspektrum aus, so dass sie etliche Erkrankungen auch nicht oder nicht rechtzeitig erkennen. Sonst würde es den von Doris geschilderten Fall nicht geben.


    Die Organisationen, die die Tiere hierher verbringen, sorgen definitv nicht für eine ausreichende vet.-med. Überwachung, sondern verharmlosen das Problem. Für sie geht es ausschließlich darum, so viele Tiere wie möglich so schnell wie möglich nach hier zu bringen. Mit entsprechendem Druck auf die Tränendrüse verdienen manche sogar nicht schlecht daran. Du erwartest doch nicht ernsthaft, dass sie dieses Salär durch teure Untersuchungen schmälern, oder?


    Im Prinzip ist es natürlich schon eine Menge wert, wenn der entsprechende Hund hier sofort gründlich untersucht wird. Aber es ist nicht ausreichend. Der Hund (und das gilt ebenso für Katzen) muss vor der Einfuhr gründlich untersucht und saniert sein. Er braucht nur hier von einer entsprechenden Mücke gestochen oder Zecke gebissen zu werden und schon haben wir die Erreger hier. Etliche von diesen Tieren bringen auch ihre Zecken mit und verteilen sie hier. Die meisten Zecken haben eine hohe Lebenserwartung und können, wenn sie einmal richtig satt sind, von einer einzigen üppigen Blutmahlzeit bis zu 20 Jahre zehren. Die Zeit vom Abtransport z.B. in Spanien bis zur Vorstellung beim hiesigen TA, selbst wenn sie am Tag nach der Übernahme hier erfolgt, reicht einer Zecke zum Dinieren vollkommen aus. Wenn sie satt ist, lässt sie sich bekanntlich fallen. Wo auch immer der Hund dann gerade ist. also z.B. bei seinen ersten Spaziergängen hier, die er mit Sicherheit vor der Vorstellung beim TA macht.


    Auch die Mücken fragen nicht erst bei Dir nach, ob Du den Hund schon durchchecken lassen hast.


    Nehmen wir das Beispiel von Doris. Dieser Hund diente mit Sicherheit über die vielen Jahre als Depot für Dirofilarien! Wäre die Besitzerin mit diesem Hund sofort zum TA gegangen, hätte es durchaus sein können, dass die Infektion gar nicht festgestellt worden wäre, weil die Inkubationszeit sehr lang ist und der Befall im Durchschnitt erst ein halbes Jahr nach der Infektion nachweisbar ist.


    Diese Dirofilarien werden auch von hier lebenden Mücken übertragen. Und sie werden auch auf Menschen übertragen. Da der Mensch ein "Fehlwirt" ist, entwickeln sie sich zwar nicht bis zur Geschlechtsreife und können deshalb von diesem Menschen aus nicht weiter verbreitet werden, aber das heißt nicht, dass sie ihm keine Probleme bereiten würden. Die Situation ist für einen Erwachsenen sicher auch noch harmloser, als beispielsweise für ein kleines Kind. Das kann dadurch nämlich durchaus eine Lungenembolie entwickeln. Und die Mücken, die diesen Hund stechen, stechen selbstverständlich auch andere Hunde, von denen aus das dann auch weiter übertragen werden kann, weil es wie im beschriebenen Fall, über viele Jahre nicht entdeckt wird.


    Das gilt selbstverständllich auch für Krankheiten wie die Leishmaniose. Es geht keineswegs nur darum, das Tier selbst zu sanieren, sondern vielmehr darum, die Erreger hier nicht zu etablieren!
    Und genau das kann eben nur durch entsprechende Maßnahmen vor der Einfuhr verhindert werden!


    Und damit vielleicht mal deutlich wird, wovon wir hier eigentlich reden, hänge ich mal ein Foto von der harmloseren Variante der Leishmaniose, der Kutanen Leishaniose, an:

  • Leishmaniose:


    Gefunden durch Sir William Leishman(1865-1926 ) .Tropenarzt und Pathologe.
    Chronische Infektionskrankheit in warmen Ländern, hervorgerufen durch von Mücken übertragene Geißeltierchen (Flagellaten/Einzeller mit einem Durchmesser bis zu 6mm).
    Es bilden sich Geschwüre an der Haut und den inneren Organen.


    Bisherige Vorkommen: südliche Länder- auf Grund der zunehmenden Klimaerwärmung (Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur!) werden die Lebensbedingungen für die Sandmücke auch hier immer optimaler- deshalb auch hier bereits vereinzelte Fälle!
    In Zukunft wohl auch bei uns beheimatet!