Das Problem ist wohl, daß heute der Tagesablauf mit dem Hund viel weniger natürlich ist. Heutzutage nennt man "Auslastung", was früher einfach "spazierengehen war.
Mein Eurasier lief vor einem Vierteljahrhundert zu 99 % ohne Leine. Wir trafen viele andere Hunde ohne Leine. Er konnte im Garten liegen - und auch mal bellen. Beim Brötchenholen war der Hund ganz selbstverständlich mit und wartete vor der Bäckerei.
Heute ist zu 99 % Leinenzwang angesagt. Treffen wir andere Hunde sind diese zu 99 % ebenfalls an der Leine. Unser Garten ist nicht eingezäunt und gehört zu einem Mehrfamilienhaus - bloß nicht bellen. Hund vorm Bäcker warten lassen? Lieber nicht.
Das was früher ganz normal war - Freilauf, Hundespiel - muß heute geplant werden.
Ich merke den Unterschied bei Welpi ganz extrem zwischen Büro und zuhause. Im Büro kann ich mich einfach nicht um Welpi zwischendurch kümmern. Er muß sich entweder alleine beschäftigen oder pennen. Wenn ich durchs Haus laufe, muß er im Büro bleiben. Hin und wieder muß er dann aber wirklich bespaßt werden, sonst ist ihm einfach langweilig- und dann macht er Blödsinn.
Zuhause hingegen ist die Hausarbeit gleichzeitig Hundetraining. Er kann mit ins Schlafzimmer dackeln, guckt beim Kochen zu, geht Herrchen im Arbeitszimmer besuchen. Kriegt hier eine Streicheleinheit ab oder da. Beim Spazierengehen muß ich nicht auf die Uhr gucken oder den Welpen in 45 Minuten müde für den Rest des Nachmittags machen.
Und was das Abschalten angeht. Welpi ist auch so ein Kandidat, der keine Ruhe findet. Aber ich kann da keinen Unterschied zwischen einem ruhigen Tag und einem "auslastenden" Tag feststellen. Vorgestern haben wir es eher ruhig angehen lassen. Abends hat sich Welpi sein Spielzeug geschnappt und ist durch die Wohnung getobt. Hat dann penetrant mit mir um die "Couch gestritten" und erst als endlich dieses Thema geklärt war, ist er umgekippt und hat geschlafen. Gestern waren wir bei jemand mit Hund zu Besuch - Welpi hatte den Nachmittag über Spaß. Abends hat er wie am Vortag aufgedreht und dann penetrant mit mir um die "Couch gestritten". Und wieder kehrte erst Ruhe ein als dieses Thema geklärt war.
Abschalten können ist wohl eher eine Charakterfrage und muß ggf. einfach trainiert werden. Wobei es mir einfacher fällt, den Hund zur Ruhe zu "verdonnern", wenn ich weiß, daß er vorher ausreichend Action hatte. Man muß auch unterscheiden können, zwischen einem Hund der einfach gelangweilt ist und deswegen nervt und einem Hund, der überdreht.
Schöne Grüße
Elke