Der Haken an der Sache ist, ich muss das Kommando geben bevor sie am Rennen ist Dadurch verlaufen Spaziergänge ohne Leine etwas unentspannt, da ich nur auf der Hut bin ob irgendwo in 100 m Entfernung ein Spaziergänger unseren Weg kreuzt. Bin ich zu langsam, rast ein cremefarbener, flusiger Blitz los und verbellt die Leute in 5 m Entfernung völlig hemmungslos. Die sind dann natürlich völlig begeistert und ein Jogger versuchte schon mal nach ihr zu treten
Schleppleinentraining brachte nichts, da Madame sich völlig darüber im klaren ist, wann sie an der Leine ist und wann nicht. Allertollste Leckerlie (Katzenfutter im kleinen Schüsselchen) brachten trotz verfressener Lilly auch nichts, der Drang zum Rennen und Bellen ist stärker und fressen könnte man eigentlich auch noch wenn man vom Bellen zurückkehrt
Klingt bekannt Zwei von meinen Hunden hatten in jüngeren Jahren einen ähnlich ausgeprägten Jagddrang - solange wir sie noch im Sprung begriffen zurückpfeifen konnten, haben sie gehört, aber wenn sie erst mal am Rennen waren, dann nicht mehr.
Da wir in der Wildnis wohnen, geht mangels Wegen und Rasenflächen das an der Leine spazierenführen ganz einfach nicht; unsere Hunde müssen ohne Leine gehorchen, denn statt einem Jogger kann ihnen sonst ein Elch einen Tritt verpassen (tödlich), oder ein Bär sie (und uns, da vom Hund in Rage gebracht) angreifen.
Wir haben daher Elektrohalsbänder als Leinenersatz genommen - nein, mich bitte nicht gleich steinigen, das ist keine Tierquälerei, man reguliert die Stärke des Stromimpulses selbst, wobei der Hund die niedrigste Stufe nicht mal spürt. Soviel ich weiß, dürfen Elektrohalsbänder in Deutschland wohl nur von Jägern eingesetzt werden, aber es gibt wohl Halsbänder, die auf Fernsteuerung hin statt Elektroimpuls irgendein Spray freisetzen und den Hund dadurch aus seiner Trance holen.
Bei Bailey würde ich auf jeden Fall mit der Schleppleine weiterarbeiten, aberfür andere Hundehalter, wo das Problem chronisch geworden ist, möchte ich hier kurz schreiben, wie man den Hund mit diesen Halsbändern, ob Elektro oder Sprühstoff, so erziehen kann, sodass er immer kommt.
Der Impuls, den das Halsband abgiebt, ist ebenso ein Trainingssignal wie Stimme, Handzeichen oder Pfiffe: Man bringt dem Hund zuerst bei, bei Impuls zu einem zu kommen - sonst sind die Halsbänder völlig nutzlos, da der Hund dann zwar aus seinem Jagdfieber gerissen wird, aber nicht sofort weiß, was er denn nun eigentlich tun soll.
Daher also mit dem Halsband in kontrollierter Situation den Rückruf auf niedrigster Impulsstufe, auf die der Hund reagiert, üben, bis er 100%ig klappt - zuerst gleichzeitig den Hund per schon gelerntem Rückruf wie mit Stimme oder Pfiff zu sich rufen, während der Impuls ausgelöst wird. Dann nur den Impuls geben und die Entfernung zwischen Mensch und Hund dabei steigern, bis es auch auf über 100m klappt.
Nachdem das 100%ig funktioniert, den Hund nur per Halsband in Situationen zurückrufen, in denen er abgelenkt ist, aber nicht im Jagdfieber ist - zB, wenn er mit anderen Hunden spielt. Beim Elektrohalsband kann man die Impulsstärke regeln, wie das bei den Sprühhalsbändern ist, weiß ich nicht - jedenfalls haben unsere beiden Jungs in so einer Situation auf den sehr niedrigen Trainingsimpuls dann nicht reagiert (da abgelenkt), sondern erst auf eine etwas höhere Stufe. Das eine Weile lang üben - und dann klappt auch der Rückruf, wenn der Hund wie wild hinter etwas herjagt (bei unseren mit einem noch stärkeren Impuls als bei bloßem Abgelenktsein).
Hunde mit starkem Jagddrang hören mE nach Rufe und Pfiffe wirklich nicht, weil sie mit Tunnelblick nur noch auf das Hinterherhetzen konzentriert sind - das ist ähnlich, wie wenn man selbst ganz konzentriert an etwas arbeitet, in einem Buch versunken ist oder eine tiefgehende Unterhaltung mit jemandem führt. Da merkt man auch erst nach mehrmaligem drauf aufmerksam machen, wenn jemand anderes etwas von einem will - man braucht einen stärkeren Auslöser als normal, um die andere Person überhaupt wahrzunehmen (auf die Schulter tippen, laute Stimme).
Da die Halsbänder dem Hund direkt auf der Haut sitzen, kommt zum einen der ausgelöste Impuls nicht aus weiter Ferne, und zum andern lässt sich (zumindest bei Elektrohalsbändern) der Impuls in seiner Stärke der Situation entsprechend regulieren, sodass er den Hund aus seiner Trance reißt. Und das ist schon der ganze Trick dabei und der Grund, warum die Dinger so gut funktionieren - und wohl auch, warum sie von Jägern eingesetzt werden.
Tierquälerisch veranlagte Menschen können ein Elektrohalsband natürlich missbrauchen, indem sie es sinnlos auf höchster Stufe einsetzen - ebenso, wie Leine, Hände und Füße einen Hund quälen können. Dass es widerwärtige Leute gibt, macht aber die Halsbänder nicht schlecht.
Für chronische Situationen, in denen der Hund nicht anders unter Kontrolle gebracht werden kann und andere Menschen, Tiere oder sich selbst gefährdet, finde ich die Halsbänder auf jeden Fall tierfreundlicher, als den Hund nie mehr von der Leine zu lassen.