Dieses ganze Rudelgerede, nunja... ich halte es für überholt.
Ich empfinde es eher als eine Kooperation zwischen Hund und Mensch. Und um meinen Hund zur Mitarbeit zu bewegen, erreiche ich gar nichts, wenn ich den großen Chef raus hängen lasse. Eher muß ich ihm zeigen, dass es Vorteile für ihn hat, mit mir zusammen zu arbeiten. Druck (auch psychischer) erzeugt Gegendruck und das führt nur dazu, dass der Hund dicht macht. Man darf nie vergessen, wir haben Spitze und keine Schäferhunde.
Ist der Hund eher unsicher (und das ist Jungspund Theo bestimmt), sollte ich ihm durch mein Verhalten zeigen, dass es Sinn macht, dass er auf mich achtet und meine Vorgabe richtig ist. Im konkreten Fall: Hund bellt. Ich gehe hin, spreche den Hund an, schaue was ihn gerade aufregt, erkläre ihm, das hast du gut gemacht, ist aber nur der Nachbar XY, der darf da sein und im Garten arbeiten oder was auch immer. Hund hat etwas richtig gemacht, er ist ein Wachhund und hat gemeldet. Ich habe ihm gezeigt, dass es richtig war aber der Anlass harmlos. Komme ich nächstes mal in den Garten und sehe den Nachbar evtl wieder, weise ich den Hund darauf hin, lobe ihn kräftig fürs hin schauen, wendet er sich mir wieder zu, gibt es Leckerlies und Party Nun kann ich den Nachbar mit einem Namen belegen, schau das ist der Herr XY und Hund fragen, wo ist Herr XY? schaut er hin, loben, wobei er sich dann eh mir wieder zuwendet und ein Leckerlie kassiert.
Auf diese Art und Weise können ganz viele Dinge mit Namen belegt werden. Charlie zumindest ist recht beeindruckt, wenn er unterwegs beim Schnüffeln ist und ich frage ihn: Wo ist das Fahrrad? Er schaut sich dann um, freut sich, wenn er es entdeckt hat und kommt dann freudig zu mir. Manch einer wendet jetzt bestimmt ein, der Hund sollte das Fahrrad doch besser ignorieren, einfach weiter schnüffeln. Nun, Charlie kann das nicht. Er würde sich erschrecken, hochpuschen, er wäre auf jeden Fall aufgeregt, wenn plötzlich ein Fahrrad an ihm vorbei flitzen würde. Hat er es vorher gesehen, weiß, dass ich es gesehen habe, kehrt er zum Schnüffeln zurück und seine Welt ist in Ordnung.
Natürlich kann man das im Beispiel genannte Fahrrad mit sonstigen Dingen ersetzen. Bei uns sind da z.B. noch Leute, Kinder, Auto, Traktor, Pferde,...
Klar ist es schon manchmal anstrengend seinem Hund die Aufmerksamkeit zu geben aber es wird mit der Zeit auch besser.
Gestern habe ich Charlie auf die Terrasse gelassen, hatte im Haus noch was zu erledigen. Ich sah gerade noch, dass er wie ein geölter Blitz durch die Hundeklappe in den Garten sauste und in lautstarkes Gebelle ausbrach. Ich also alles im Haus liegen lassen, ihm hinterher und sah, dass auf der Wiese neben unserem Garten eine Pferde-Trainingsstunde abgehalten wurde. Ich ging zu Charlie, erklärte ihm, ok, ist zwar blöd, dass die das direkt hier machen (dürften die eigentlich nicht) aber es ist ok. Lass die mal machen. Komm, wir gehen wieder auf Terrasse. Charlie, stolz, seine Aufgabe erledigt zu haben, kam freudig mit und beobachtete das Geschehen von der Terrasse aus und gab keinen Ton mehr von sich. (was mich umso mehr gefreut hat, weil deren Hund in Dauerschleife gekläfft hat...) Hätte ich wohl einfach darauf bestanden, dass er wieder rein kommt und die Klappe hält, wäre er hibbelig geworden, hätte nur auf die Gelegenheit gewartet wieder durch zu starten und nochmal am Zaun zu bellen.
Ich hoffe, es ist verständlich, wie ich das meine. Ich habe natürlich auch schon versucht, Charlie nur über Gehorsam zu kontrollieren, was aber nur Druck erzeugt hat und uns beide nicht glücklich gemacht hat. Ruhe, Verständnis und Geduld sind für mich die Schlüsselwörter. Wenn man dann noch jemand an der Seite hat, der einem zeigt, wie man den Hund lesen kann, wird es nicht nur gut sondern auch schön!
Sorry für den langen Text, weiter viel Spaß mit Theo,
Grüßle Silke mit Charlie
Was mir gerade noch einfällt: Es ist gut den Hund auf etwas hin zu weisen, hat er es aber gesehen, ist es unheimlich wichtig, dass DU den "Störfaktor" egal was es ist, nicht mehr beachtest. Nicht darauf starren oder so. Notfalls singst du in Gedanken Biene Maja oder löst Rechenaufgaben, nur konzentriere dich nicht auf das Ding was Theo aufregt. Er merkt, wenn du dem Ding deine Aufmerksamkeit schenkst, denn er kann dich lesen. Und er wird dir dann niemals glauben, dass es harmlos ist, wenn du dich (auch unbewusst) darauf ausrichtest.