Hallo Jana,
dass deine Kinder den Hund festhalten könnten, glaube ich dir sogar. Es geht aber darum, dass du Probleme mit Versicherung und je nach Bundesland mit dem Ordnungsamt bekommen könntest, wenn ein Kind alleine mit Hund unterwegs ist.
Es gibt die 20/40 Regelung in manchen Bundesländern. Wenn der Hund schwerer als 20kg und/ oder größer als 40cm ist, gilt er als groß und du musst als Halter bestimmte Auflagen erfüllen.
Und wenn ich mir vorstelle, dass ein Kind dieses Ridgeback Erlebnis haben könnte, nein, das geht gar nicht. Mir macht das noch zu schaffen, wie soll das eine Kinderseele verkraften?
Es gibt charakterliche Unterschiede bei den Spitzen. Auch bei den Arten. So wurden die weißen Großspitze eher zur Gesellschaft verwendet, die schwarzen eben zum Aufpassen. Sie waren auf den Höfen, wenn die Männer draußen bei der Arbeit waren, haben sie auf Kinder und Frauen aufgepasst.
Das zeigt sich zumindest bei Charlie heute noch. Waren wir in den ersten Jahren auf abgelegenen Wegen unterwegs und uns kam eine Gruppe Meschen entgegen, war das gar kein Problem. War da aber ein Mann alleine und hatte der evtl. noch etwas Seltsames an sich, wie z. B. einen Hut, großen Rucksack oder bewegte sich seltsam, wurde Charlie zur Bestie. Er knurrte, bellte, sprang in die Leine, einfach das volle Programm. Wir hatten dann eine Trainerin zuhause und bekamen solche Dinge großteils in den Griff.
Charlie läuft selten ohne Leine. Im Ort ist Leinenpflicht und außerhalb besteht das Problem mit dem Jagdtrieb. Außerdem ist er sehr selbständig unterwegs und kann sich auch ohne mich gut selber beschäftigen.
Da fällt mir gerade noch ein Beispiel vom Wochenende ein.
Wir hatten ein Familienfest mit 12 Gästen. Durch Corona hatten wir natürlich in den letzten Monaten kaum Besuch und so war das für Charlie am Samstag schon recht aufregend. Ein Gast, ein fast 2 Meter großer, kräftiger Mann, hat Angst vor Charlie und starrt ihn dadurch öfter mal unbewusst an. Charlie spürt das und ist dem Mann gegenüber mißtrauisch. Ich habe das im Auge und es funktioniert ganz gut. Der Gast kann sich frei im Haus bewegen. Charlie beobachtet, lässt ihn aber in Ruhe. Irgendwann bin ich gerade in der Küche, der Gast möchte mich dringend etwas fragen und kommt mit schnellem Schritt zielgerichtet auf mich zu. Charlie findet das total Scheiße, geht ihm knurrend hinterher. Er hat ihn nicht angegriffen, war aber mit der Handlung des Mannes absolut nicht einverstanden. Charlie hat bei uns Küchenverbot und blieb auch an der Küchentüre stehen. Den Gast hat das aber sehr irritiert und ich habe Charlie dann erst mal klar gemacht, dass alles in Ordnung ist und ihn auf seine Decke geschickt.
Danach war alles auch wieder ok. Er hat zwischen den Gästen seine Runden gedreht, Leckerlies und Streicheleinheiten abgestaubt aber seinen Job gibt er niemals auf! Später am Abend kam schon manches kurze Knurren oder Bellen von ihm, als die Raucher aus dem dunklen Garten wieder rein kamen. Normalerweise kommt da halt keiner rein und er passt auf.
Was mir auf vielen Spaziergängen mit anderen Hunden immer wieder auffällt: Der Spitz bemerkt alles und findet viele Sachen nicht unbedingt gut.
Steht da ein Auto im Wald, wo sonst nie eins ist, laufen die anderen Hunde da einfach dran vorbei. Charlie zeigt mir das an, regt sich schon mal vorab auf, weil das gehört da nicht hin. Reagiere ich nicht, steigert er sich da immer mehr rein. Sage ich ihm, dass es in Ordnung ist, bestätige, dass ich es auch gesehen habe, kann er die Verantwortung abgeben und sich beruhigen. Das muss aber nicht nur bei einem Auto sein. Anfangs waren das auch Mülltonnen, landwirtschaftliche Geräte, Heuballen, Holzstapel,.... einmal auch der Förster im Wald 
Er scannt immer die Umgebung und passt halt auf. Durch "Zeigen und Benennen" haben wir da einen guten Weg gefunden, dass solche Sachen nicht mehr eskalieren. Er weiß nun, dass er mir vertrauen kann.
Das ganze hat übrigens nicht viel mit Erziehung zu tun. Es ist seine Genetik, er tickt einfach so.
Charlie fand es ürigens nie gut, lange Strecken einfach nur zu laufen. Er ging öfter mal mit zum Joggen oder Radfahren. Er hat es mitgemacht, Spass hatte er nicht wirklich dabei. Lieber ist es ihm, wenn er schnüffeln darf, wenn wir unterwegs Spiele machen oder andere Hunde treffen. Aber ich weiß nicht, ob es Spitze gibt, die da anders ticken.
Grüßle Silke mit Charlie