Arbeiten mit Spitz

  • Hallo liebe Community!


    Mein Partner und ich wollen uns nach langer Wartezeit demnächst endlich einen Pom holen! :D1
    Bei meinen endlos scheinenden Recherchen fiel natürlich immer wieder ins Auge, dass der Spitz ein sehr anhänglicher Hund ist, welcher nicht gerne alleine bleibt - was eigentlich ein positiver Punkt für uns ist!
    Nun meine Frage: Wie handhabt ihr Hund und Arbeit beziehungsweise steht ihr zu diesem Thema? Mein Partner und ich arbeiten beide. Die Ausdrücke, dass der Spitz "rentnerfreundlich" und "unausstehlich, wenn alleine" ist, was man auf manchen Internetseiten lesen kann, verunsichern da sehr, obwohl meine Familie immer wieder sagt, dass Menschen mit Hund nicht arbeitslos und 24/7 zu Hause sein können, wenn ihr wisst was ich meine
    :P1


    Ich dachte, ich frage da einfach mal euch Experten!


    Schönes Wochenende!


    Liebe Grüße aus Österreich,
    Katharina

  • Hallo Katharina,


    dein Beitrag ist ja schon ein Weilchen her, ich habe ihn aber erst jetzt gesehen, weil ich längere Zeit nicht reingeguckt hab.


    Als Experten würde ich mich zwar nicht bezeichnen, denn wir haben unseren Großspitz erst seit Oktober 2016. Aber mittlerweile haben wir so viel über ihn und von ihm gelernt, dass ich mal meine Erfahrung kund tue:


    Für unseren Theo ist es das aller-allergrößte da zu sein, wo wir sind. Und das ist der Normalzustand: er ist bei uns oder einem von uns. Natürlich müssen wir ihn auch schonmal allein lassen, aber das ist immer nur sehr kurz, so ungefähr 2 Stunden, oft ist auch nur einer von uns weg. Er schläft gern, das tut er sicher auch, wenn wir mal weg sind. Die Freude, die er zeigt, wenn man wieder nach Hause kommt, ist unbeschreiblich.
    "Sehr anhänglich" wären Spitze, heißt es. Ich glaube, das ist sogar eine Untertreibung. Es wirkt auf mich fast so, als ob sich Theo als Teil von mir versteht.


    Ich halte es für keine gute Idee, einen Spitz (oder überhaupt einen Hund) acht Stunden oder länger allein zu Haus zu lassen. Selbst wenn man es ihm nicht sofort anmerkt, wird er unter der langen Trennung leiden, ihm wird langweilig sein, er wird sich einsam fühlen und sich nach seinen Leuten sehnen. Kommt man dann nach Hause, ist die Freude erstmal groß, aber dann will der Spitz bespielt werden, quasi als Entschädigung. Und raus muss er ja auch. Und andere Hunde treffen. Und was lernen soll er auch, schließlich solls angenehm mit ihm sein. Aber steht einem nach anstrengenden Arbeitstagen jeden Tag unbedingt der Sinn nach "Beschäftigung mit dem Spitz bis er müde und zufrieden ist"? Was ist mit sonstigen Verpflichtungen, Freunden, Interessen, Hobbies? Muss man das Tierchen womöglich zwei- oder dreimal die Woche abends wieder alleinlassen?


    Meine Nachbarn haben eine Lösung gefunden: Paule geht Montags bis Donnerstags in eine Huta. Vor der Arbeit wird er hingebracht und nach der Arbeit abgeholt. Er ist da in einem festen Rudel und hat den ganzen Tag Spass. Freitags macht einer Homeoffice, am Wochenende sind alle zu Hause. Alle sind damit zufrieden. Aber Paule ist auch kein Spitz. Ich weiß nicht, ob das mit Spitzen funktioniert. Ich hatte Theo probeweise mal bei einer Sitterin, die sehr engagiert und liebevoll mit ihren Pflegehunden umgeht, aber es hat ihm nicht gefallen. Ich musste ihn früher als vereinbart wieder abholen, damit es nicht stressig für ihn wird.


    Ich kippe ungern Wasser in den Wein und kann sooooooo gut den Wunsch nach Spitzgesellschaft verstehen! Aber bitte überlegt gut, ob die Bedingungen für ein dauerhaftes, glückliches Zusammenleben mit Spitz bei euch wirklich jetzt schon gegeben sind. Wenn ihr erst mal einen habt, und dann merkt, dass es doch nicht passt und er wieder gehen muss, bricht es ihm das Herz.


    lg
    Beate

  • Ich arbeite trotz Spitz in Vollzeit. Allerdings lebt Frau Spitz nicht alleine hier, sondern zusammen mit drei Schäferhunden. Somit ist sie nicht allein während meiner Dienstzeit. Es fehlt dann halt bloß die Chefin...


    An Tagen, an denen ich "voll" arbeite und nicht Mittags heim fahre, geht Frau Spitz morgens in Gesellschaft bis zum Feierabend in den Zwinger. Bin ich nur ein paar Stunden nicht zu Hause, oder fahre ich zwischendrin heim, dann bleiben sie auch oft in der Wohnung.


    Insofern entspricht das nicht dem wenn ein Einzelhund allen bleiben muß. Es muß aber trotzdem bereits beim Welpen sorgfältig über einen längeren Zeitraum aufgebaut werden. Bei Frau Spitz waren das etwa 6 Wochen, in denen wir das vom ersten Tag an hier bei uns konsequent trainiert haben. D.h. jeder Morgen erfolgte nach dem Schema welches an Arbeitstagen abläuft. Und zu dem Zeitpunkt, an dem ich normalerweise an die Arbeit fahre, bin ich mit den Hunden in den Zwinger gegangen um mich dort noch mal auf einer Liege für eine Weile auf's Ohr zu legen. Wenn der Welpe dann gelernt hat dass sich das Rudel im Zwinger schlafen legt (und dort keine Party gefeiert wird) und sich in dieses Schema eigefügt hat, folgt der nächste Schritt, in dem er mit den anderen Hunden zur Liege in den Zwinger geht, die Hunde dann dort aber eine Weile allein bleiben. Ich aber immer in Hörweite bin. Diese Zeit wird immer weiter ausgeweitet, bis die Zeit, die im Zwinger alles ruhig ist, meiner Arbeitszeit entspricht. Und ich in dieser Zeit z.B. auch schon mal kurz einkaufen fahre.


    Wenn ich dann wieder arbeiten gehe komme ich anfangs zwischendrin nach Hause. Teilweise ist Frau Spitz dann für die restliche Arbeitszeit anschließend wieder in den Zwinger gegangen oder in der Wohnung geblieben oder auch mit an die Arbeit gegangen. Was auf jeden Fall sicher gestellt sein muß ist das "Pippi-Problem". Sprich gerade der Welpe bzw. Junghund muß sich auch während der Arbeitszeit lösen können. Bei mir im Zwinger ist das kein Problem. In der Wohnung wäre es dann u.U. schon. Selbst wenn man im entsprechenden Rhythmus nach Hause fahren würde: Es kann ja auch mal was dazwischen kommen. Von daher bleibt bei mir ein Junghund nur dann in der Wohnung wenn ich diesbezüglich einen großen zeitlichen Puffer habe (wenn ich weiß dass ein Junghund z.B. nach ca. 3 Stunden wieder Pippi muß, dann würde ich maximal eine Abwesenheitszeit von 1 1/2 Stunden einplanen; vorausgesetzt der Zeitfaktor an sich ist kein Problem mehr für diesen Junghund).


    Auch bei optimaler Vorbereitung des Alleinbleibens muß man einplanen dass nicht immer alles optimal läuft. Dann muß das Umfeld, in dem man mit dem Hund lebt, entsprechend belastbar sein. Z.B. wenn ein junger Hund bis dato diesbezüglich nie Probleme bereitet hat, dann aber plötzlich doch mal aus Langeweile oder Neugierde die Einrichtung umgestaltet, dann sollten angeknabberte Teppichkanten oder Tischbeine keine Katastrophe bedeuten. Auch darf es für das Umfeld keine Katastrophe werden wenn der Hund mal bellt. Auch wenn ein Hund von Welpe an lernt sich während der Abwesenheit seiner Halter ruhig zu verhalten: Dieses System ist störanfällig! Z.B. ein Bagger in der Straße oder auf dem Nachbargrundstück, ein neuer Nachbar oder etwas anderes Außergewöhnliches, kann Animation dafür sein dass nicht nur ein Junghund, sondern auch ein älterer Hund dadurch beunruhigt wird und dann doch beginnt zu bellen. In so einem Fall sollte dann nicht gleich ein Schreiben des Vermieters oder des Ordnungsamtes im Briefkasten stecken.


    Hund(e) allein zu Hause während der Berufstätigkeit kann je nach Bedingungen, unter denen man lebt, ein störanfälliges System sein. Es ist nicht prinzipiell unmöglich, aber auch nicht prinzipiell zu empfehlen. Zum einen kommt es auf die Mentalität des (bzw. der) Hunde/s an, zum anderen darauf wieviel Zeit man gewillt ist in ein entsprechendes konsequentes Training zu investieren, und es ist auch ein Unterschied ob man z.B. in einem einsamen Forsthaus lebt oder z.B. im 8. Stock einer hellhörigen Plattenbausiedlung. Und wenn man meint dass das persönliche Umfeld dafür paßt, sollte man trotzdem immer einen Plan B im Ärmel haben (z.B. wenn man mal länger arbeiten muß). Und ganz klar: Großartige anderweitige Aktivitäten ohne Hund muß man als berufstätiger Hundehalter auf das Wochenende oder besser noch auf den Urlaub verschieben.