Hallo Spitzfreunde!
Es ist schon eine ganze Weile her, da las ich einen Beitrag über Calming-Signals.
Es war für mich eine Offenbarung. Ich kannte das Prinzip bereits durch meinen Umgang mit Katzen, in dem Beitrag war das Thema aber beim Namen genannt und als Schwerpunkt mit Beispielen(!) behandelt.
Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich das Buch "Calming Signals" von Turid Rugaas gelesen. Ich finde zwar, daß die Bedeutung da doch übertrieben wird, das scheint bei jeder vermarkteten Methode der Fall zu sein, aber die Calming-Signals sind zweifellos ein mächtiges Werkzeug im Umgang mit Tieren.
Das Entscheidende für diesen Thread ist die Tatsache, daß Hunde untereinander diese Signale verwenden, um Konflikte und Aggressionen zu vermeiden. Sieht ein ranghöheres Tier ein niedrigeres Tier an, so schaut dieses zumindest kurz weg. Aber auch der umgekehrte Fall ist üblich. Dabei singalisiert im einen Fall der rangniedrigere Hund dem ranghöheren, daß er nicht gedenkt, die Ordnung in Frage zu stellen, im anderen Fall signalisiert das ranghöhere Tier, daß es nicht gedenkt, aggressiv zu werden. Schließlich verbindet durchaus so etwas wie Freundschaft und Sympathie die hochsozialen Tiere untereinander.
Gerade bei Hunden mit aufrecht stehenden Ohren, wie dem Spitz, läßt sich die Stimmung äußerst nuancenreich beurteilen. Ich sehe es immer als Kompliment und Belohnung, wenn mich Cäsar offen und freundlich anschaut, ohne daß er Zeichen von Angst oder Unsicherheit zeigen müßte.
Auch wir Menschen zeigen, ohne daß wir uns dessen bewußt sind, Calming-Signals, Beschwichtigungsgesten. Ein In-die-Augen-Starren gilt als unhöflich, wurde früher sogar als Herausforderung (zum Duell) gesehen ("Sie haben mich fixiert!" ). Wer sich für dieses Thema interessiert, dem empfehle ich die beiden Bücher von Desmond Morris "Der nackte Affe" und "Körpersignale - Bodywatching". Sie sind hochinteressant!
Umso mehr erstaunt es mich, wie Menschen doch dazu neigen, Tieren direkt und anhaltend in die Augen zu starren. Auch ich ertappe mich dabei, wenn ich einen Hund oder ein Tier sehe, was mir gefällt. Mit dem richtigen Bewußtsein dafür kann man das natürlich unterbinden.
Viele wundern sich, daß sie ihrem Hund nichts beibringen können. Dabei wäre es so einfach, wenn sie ihn nur dazu bringen könnten, sie (freundlich) anzuschauen.
Aber zurück zu den Beschwichtigungsgesten. Bei Cäsar kenne ich sehr viele, ich werde es sicher nicht schaffen, hier alle aufzuzählen. Die einfachsten sind das Blinzeln und das Wegschauen, manchmal beides zusammen. Wenn ich ihm in die Augen schaue, schaut er normalerweise wenigstens kurz weg. Dann gibt es noch das Schnauzenlecken und das Gähnen, was ich bei Cäsar noch nicht bewußt gesehen habe.
Die Körperhaltung ist auch ein Mittel der Beschwichtigung. Man kann diese in fast jedem Hundebuch nachschlagen, die Beschreibung spare ich mir daher.
Die auffälligsten Beschwichtungsgesten aber auch Zeichen der inneren Haltung sendet Cäsar mit der Stellung seiner Ohren. Da hat man manchmal den Eindruck, es gäbe mehrere Hunde. Die Ohren können angelegt sein, wenn ich z.B. die Box verlassen muß. sie können aufrecht stehen, wenn Leckerchen in Aussicht gestellt werden.
Bei der stürmischen Begrüßung sind die Ohren stets angelegt, um zu zeigen, daß seine Absicht unterwürfiger Art sind. Man muß gerade in dieser Situation bedenken, daß ein Bestürmen theoretisch auch als Geste der Aggression gewertet weden könnte, daher ist die eindeutige Haltung der Ohren und die übrigen unterwürfigen Gesten bei der Gelegenheit wichtig.
Ich weiß nicht, ob hier jemand die Sendung "Dogs with Jobs" am Sonntag auf VOX gesehen hat. Da wurde ein Hund gezeigt, der als Therapiehund für Hunde verwendet wurde, die Probleme mit Artgenossen hatten. Dieser Hund hat es geschafft, mit Beschwichtigungsgesten, quasi jeden Hund aus der Reserve zu locken und seine Aggressionen abzustellen.
Ich hatte fast den Eindruck, er wäre ein unterwürfiger Hund. Aber diese Einschätzung wäre sicher falsch. Ich halte das eher für Charakterstärke. Der eigentliche Rang unter den Hunden würde sich sicher erst später herausstellen.
Ein Fall aus dem Tierheim kommt mir in diesem Zusammenhang in den Sinn. Ich war einige Male mit einem Golden Retriever spazieren. Es war ein sehr umgänglicher Hund, ein wenig "stur" und stöckchenverrückt.
Mir ist bei ihm aber aufgefallen, daß er kein Schnauzenlecken oder Gähnen gezeigt hat. Und ich habe es mit Nähe und Knuddeln doch arg provoziert.
Das hat mich dann doch ein wenig mißtraurisch gemacht. Ich halte diese Gesten für äußerst wichtig, zeigt der Hund durch diese doch sein Unbehagen, bevor es ihm richtig bewußt ist. Man kann so durchaus böse Zwischenfälle vermeiden.
Ein schöner Link zu dem Thema 'Calming-Signals' ist hier zu finden:
http://www.bordermix.de/calmingsignals.html
Alles Gute!
Sebastian.